Postmortem – Dividenden

in postmortem •  5 years ago 

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Ich fange dieses Jahr mit dem Postmortem bereits ein wenig eher an als sonst, da ich zwischen den Jahren wieder auf einer Datenreise sein werde. Auch versuche ich es dieses Mal insgesamt ein wenig abstrakter zu halten, da ich sonst dazu neige mich zu sehr zu wiederholen. Dabei will ich vor allem einmal meine Ergebnisse vorstellen und etwas über die eigenen Gedanken dazu von mir zu geben.

Dabei hoffe ich sehr, dass es nicht wie Prallerei rüber kommt. Ich bin mir durchaus bewusst, dass ich mich in einer sehr privilegierten Stellung befinde. Gleichzeitig habe ich alles in meinem Leben bisher von Grund auf an selbst aufgebaut und nie etwas geerbt noch irgendwelche vermögenden Eltern gehabt. Von daher hoffe ich, dass auch andere Menschen davon ein wenig inspiriert werden und sich etwas abgucken können. Gerade deshalb versuche ich hier eben auch so transparent wie mir möglich über das Thema zu sprechen.

Bereits zu diesem Zeitpunkt über Dividenden zu sprechen ist mir möglich, da mit Coca Cola die Saison für mich nun endgültig zu Ende ist. Sollte nicht noch ein Unternehmen mit einer Sonderausschüttung um die Ecke kommen (was über Weihnachten zwar sehr freudig, aber unrealistisch ist), dann war es das für dieses Jahr bereits. Bei den Kursen kann sich ja noch etwas tun. ;)

Da ich eben als überzeugter Buy & Hold-Anleger mit langfristigen Horizont nur sehr wenige Aktien verkaufe und eher zu einer ewigen Einlagerung tendiere sind Dividenden immer ein sehr wichtiger Performanceindikator für ich. Gerade die Trader sind ja immer höchst skeptisch und sehen sie eher als lästiges Vehikel an. Umso mehr freue ich mich, dass ich einen Bekannten in diesem Jahr dazu gebracht habe auch ein langfristiges Depot anzulegen und nicht nur aufs Trading zu setzen.

Insgesamt stand dieses Jahr bei mir nicht im Zeichen der Aktie. Dies hat damit zu tun, dass ich seit über einem Jahr bärisch am Markt eingestellt bin und daher eher defensive Titel über Sparpläne eingekauft habe. Das ich mit dieser Einstellung falsch gelegen habe, kann jeder sehr gut an Charts nachlesen. Das ich trotz meiner Einstellung weiter investiert habe, ist der eigenen Demut geschuldet, dass ich mit einer Fehleinschätzung meinesseits rechne und sie berücksichtige.

Dabei floss jedoch ein Teil des Budgets in P2P und nicht in größere Aktienkäufe. Dies ist wichtig zu verstehen, wenn man sich das Ergebnis ansieht. In diesem Jahr habe ich es nämlich geschafft meine Dividende um 10,5% ansteigen zu lassen im Vergleich zum letzten Kalenderjahr. Rechne ich die Zugewinne durch Käufe heraus, lande ich immer noch bei soliden 7,3%. Ursache ist eben, dass die Sparpläne nur langsam anziehen und die Dividende heben und gleichzeitig durch die vorwiegend amerikanischen Unternehmen trotzdem bereits teilweise in diesem Jahr einfließen.

Bei über 10% wird sich so mancher wundern, wie ich dies trotz moderater Zukäufe erreicht habe? Nun dies ist eben der Kern der Dividendenwachstumsstrategie, die so manch einer nicht versteht. Unternehmen sind keine statischen Gebilde, sondern arbeiten mit dem Geld. Tun sie dies erfolgreich, steigt auch der Gewinn und damit zumeist auch die Ausschüttung am Ende des Jahres. Steigen die Preise durch Inflation, sind diese natürlich auch bereits in den Kosten der Produkte enthalten und somit steigt auch der Gewinn.

Dadurch das Aktien bei mir langfristig gehalten werden und kein sich ständig wechselner Posten ist, bleibt mein Einstandspreis natürlich (außer bei Zukäufen) gleich niedrig, während so über die Jahre die Dividende und damit auch ihre Rentabilität konsequent ansteigt.

Gerade das letzte Jahr enttäuschte dabei nicht, da fast alle Titel entsprechend solide zugelegt haben und das teils über meinen Erwartungen. Leider traf es vorwiegend einer meiner absoluten Lieblinge, die sogar die Dividende im letzten Jahr leicht senkte: BB Biotech.

Diese fiel von 2,81 auf 2,72€ und trieb mir damit entsprechend natürlich eine Träne ins Auge. Bei insgesamt 5,25 % Dividendenrentabilität 2019 habe ich da aber nur sehr kurzes Leid zu klagen. Insbesondere da ich gleichzeitig 3 Jahre Steuer aus der Schweiz zurückfordern konnte, die meine Kosten mehr als beglichen.

Die Überraschung des Jahres betraf einen ETF auf den Pazifikraum, der sich vom Kurs unterdurchschnittlich entwickelte, aber mit diversen Ausschüttungen mich mit fast 6% Dividende beglückte. Ich spreche oft liebvoll von meinen Geschäften mit den Triaden, weil sich sonst die merkwürdigen Schwankungen in der Ausschüttung nur schwer nachvollziehen lassen. Mit einem Fokus auf Dividende wurde ich allerdings auch hier nicht enttäuscht.

Wir stark der Hebel über Dividende wirkt, wird ersichtlich wenn ich auf eine 5 Jahressicht gehe. So habe ich in diesem Jahr bei der Allianz eine Dividendenrentabilität von 23,5% erreicht und das obwohl es die nächste Ausschüttung bereits in einigen Monaten gibt. Oder in anderen Worten: Ich habe in den letzten 5 Jahren rund Einviertel meines Einstandswertes bereits wieder ausgeschüttet bekommen.

Auf diese Weise senke ich konsequent das „Skin in the Game“ und behalte am Ende in ein paar Jahren ein Aktienpaket für lau. Fans von thesaurierenden Fonds können dies oft nicht nachvollziehen. Aber seit Euch sicher, dass ich das Geld nicht verkonsumiere, sondern eben neu anlege. Nur eben nicht in die gleichen Sachsen, sondern im jeweiligen Jahr geguckt wir, wo es aus meiner Sicht am besten in der Zukunft für mich arbeiten kann.

Selbst bei sehr langweiligen Aktien wie z.B. Unilever bin ich auf 5 Jahressicht auch dort immer noch bei rund 16,85% Rentabilität angelangt. Wohlgemerkt eben nicht dadurch, dass man jeden Tag an der Börse spekulieren muss, sondern nur einmal rausgesucht hat und seitdem schlafen gelegt hat. Ich wette nicht auf Kurse der Unternehmen, sondern kaufe mich als Investor ein um dann an den Gewinnen zu partizipieren. Denn die Produkte werden eben gekauft und scheinen die Konsumenten zu gefallen. Über diese Aktie habe ich vor kurzem hier aber ja erst geschrieben.

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Nach wie vor merkt man meinem Portfolio einem starken Hang in Deutschland an, da der Mai immer noch die Hauptsaison für die Ausschüttung ist. Dem bin ich durch den Zukauf von amerikanischen Titeln ein wenig entgegen gekommen. Die schwächsten Monate bleiben allerdings auch weiter Januar (demnächst Walt Disney), April (Cola) und Oktober (auch Cola).

Der Absturz im April kommt durch den Verkauf eines dividendenstarken Titels bei dem ich mit der Geschäftsführung nicht mehr Einverstanden war (Gea Groups). Der vermeidliche Einbruch im Juni über die Jahre kommt daher, dass ein Titel (RIB Software) ihre Hauptversammlung nun eher im Mai hat als wie früher im Juni.

Dennoch sieht man klar, dass die Hauptsaison im Mai liegt mit einigen Titeln bereits im März. Dies sind vorwiegend die deutschen Titel. Die zweite Saison im November kommt vorwiegend von den einmalig ausschüttenden Fonds die ich habe.

Meine persönlichen Ziele habe ich in diesem Jahr erreicht. Nur über die Erträge aus Dividende (netto) kann ich rund 15% meiner jährlichen Kosten decken. Man einer mag darüber müde lächeln, manch einer große Augen kriegen. Es sind immerhin fast 54 Tage im Jahr, die ich weniger arbeiten müsste. Ich tue es trotzdem weiterhin, damit der Hebel auch richtig zur Geltung kommen kann.

Wer auch immer sagt, dass Aktien zu streßig sind, hat sich nie wirklich damit befasst. Der Vorteil der Dividendenstrategien ist, dass man sich zu einem Zeitpunkt vernünftig einarbeitet und Entscheidungen trifft und dann davon langfristig profitiert. Wird Coca Cola, Unilever, Proctor & Gamble in den nächsten Jahren vom Markt verschwinden? Wer daran glaubt, sollte sich einfach mal bei McDonalds hinsetzten und eine Realitätssynchronisation abhalten.

Gerade da ich plane meine Investitionen im Bereich P2P in diesem Jahr zumindest einzuschränken und einige weitere Aktien in diesem Jahr plane zu kaufen, habe ich gute Hoffnung, dass auch in einem Jahr eine weitere Steigerung möglich ist. Und ja, ich bin immer noch innerlich auf Crash eingestellt. Wie kommt daher mein Optimismus zustande?

Ein Crash am Markt drückt sich in dem Marktpreis des Unternehmens aus. Einen Einfluss auf seine Produktivität und Gewinne hat dies nicht. Bereits dieses Jahr liefen die meisten Unternehmen eher im Krisenmodus und kämpften mit einer Rezession. Da die Zahlen bisher nicht sonderlich schlimm waren und der Himmel sich aufheitert, gehe ich davon aus, dass auch die Erträge für 2019 nicht so schlimm aussehen werden und im Schnitt stabil bleiben werden.

Fallen die Preise am Markt, kaufe ich die gleiche Dividende mit einem Discount nach. Dadurch verliert er für mich an Schrecken und kann ein durchaus freudiges Erlebnis werden. Notwendig ist dafür natürlich, dass man ein wenig in der Kriegskasse liegen hat. Genau dies erreiche ich durch diese Dividende und habe das den ewigen Skeptikern von Investitionen im Voraus, die sich momentan seit Jahren tot sparen.

Ein persönliches Ziel ist es im nächsten Jahr meine ersten norwegischen Aktien zu kaufen. Ähnlich wie bei der Schweiz werde ich hier die Quellsteuer zurückfordern und muss mich mit dem Procedere erst einlesen und eben mit zusätzlichen Kosten durch Umtauschgebühren befassen. Ist diese Eingangshürde aber erst gemacht, steht weiteren Nachkäufen nichts mehr im Wege. Und am Ende will man ja auch an seinen Aufgaben wachsen.

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