Rettungsdienst Hirn reboot

in rettungsdienst •  7 years ago 

Geschichten aus dem Rettungsdienst . . . #1

Fangen wir gleich mit einer sehr kuriosen Story an, die mich im laufe des Einsatzes erstarren lassen hat . . . Zunächst aber zum Anfang ….
Einsatzmeldung Körperverletzung eigentlich nichts ungewöhnliches, leider.
Auf dem Weg dorthin bekommen wir noch die Info: Die Polizei ist ebenfalls auf dem Weg... Super ist ja auch sinnvoll, vielleicht möchte das Opfer ja noch ne kleine Anzeige erstatten, oder die Täter sind noch da und hauen weiter auf das Opfer ein, nun ja.
Im Verlauf der Einsatzfahrt (mit Blaulicht und Martinshorn) Bemerken wir das uns ein Streifenwagen der Polizei folgt, klasse dann treffen sie ja zeitgleich mit uns ein, dachte ich mir, aber dazu später mehr...
Kurz vor der angegebenen Adresse sehen wir 4 Personen auf einer Grünfläche die uns zuwinken.
Zwei männliche, eine Frau, und ein Mädchen. Als sie bemerken das wir rechts ran fahren also das Winken wahrgenommen haben drehen sich die beiden Männer um und gehen seelenruhig ihrer Wege. Die Frau und das Mädchen warten auf uns. Mit Sack und Pack überqueren wir die Rasenfläche und auf die Frage wo der Betroffene sei antwortete die Frau nur „ der ist oben“.
„ja, wo oben ??“ interessiert mich.
„Na oben in der Wohnung!!!“.
Ach ja ich liebe es wenn man den Leuten jede Info aus der Nase ziehen muss.... „ Zeigen sie uns bitte wo die Wohnung ist?!“
Die Frau nimmt das Kind an die Hand und läuft im rechten Winkel zur anderen Seite der Rasenfläche.... vieleicht 50m bis wir an eine Haustüre eines mehrstöckigen Hauses ankommen.
Auf dem Boden fallen mir einige Bluttropfen auf. + Hmm vielleicht hat er eine auf die Nase bekommen und ist nach hause geflüchtet

„in welchem Stockwerk liegt die Wohnung“ möchte ich wissen.
„Drittes“ antwortet die Dame kurz und geht vorweg.
Auch auf den Treppenstufen sind einige Tropfen zu sehen.... und an der Wand auf Höhe des Geländers auch. „das ist komisch“ denke ich mir „ Nasenbluten spritzt nicht gegen die wand.“
Ich frage kurz vor der Haustüre “Wer hat ihren Freund den Geschlagen?“
Die Frau erwiderte als wenn es ganz normal wäre „ Die beiden von unten“
„Die beiden Herren die mit ihnen auf uns gewartet haben ???“
Es kommt nur ein kurzes „Ja“
Jetzt Überkommt mich ein komisches Bauchgefühl, solch eins als wenn man unterwegs ist
nicht nach hause kann und denkt „Scheiße habe ich den Herd angelassen ???“

Sie Öffnet die Wohnungstür und ich warte darauf das sie die Wohnung betritt.... das macht sie aber nicht. Sie gibt der Türe einen Schubs und geht einen Schritt zur Seite so das ich nun „erster“ bin.
Mein Blick in die Wohnung zeigt mir einen langen Flur schlecht beleuchtet und es dauert einen kurzen Moment bis mein Hirn realisiert was da auf dem Boden liegt. Kein Mensch nein Regalbretter von einem Schuhschrank, alles Kurz und klein geschlagen, weiß lackiert.
Und auf der Lackierung blutige Fuß spuren.
Mein Bauchgefühl bestätigt mich in diesem Moment und ich überlege ernsthaft ob ich diese Wohnung betreten soll.
Ich Rufe in den Flur: „ Hallo Jemand zu hause?“
Ein leises kraftloses „jahhh“ kommt zurück.
Ich versuche die Situation für mich zu ordnen. Jemand wurde verletzt. Es blutet mindesten eine Person, wahrscheinlich die Person in der Wohnung die Täter haben auf uns gewartet und sind dem Anschein nach gegangen …..
Ich rufe nochmals in die Wohnung „ Sind sie alleine ???“
Eine Antwort kommt nicht.
Ich entschließe mich reinzugehen. Ich schaue in die einzelnen Räume, alles kurz und klein geschlagen, Schrankbretter, Schrankinhalt, Deko usw. alles auf dem Boden. Und überall Blutige Fussspuren. Als ich das Wohnzimmer betrete knackt es unter meinen Schuhen. Ich schaue nach unten, Glasscherben, überall, der ganze Boden bedeckt mit Glasscherben und mitten Im Raum ein riesengroßer Glastisch!!!! HEILE. Hä? das passt nicht zusammen. Mein Kopf versucht immer noch die Situation zu meistern und dann sehe ich den auf dem Bauch liegenden Patienten.

Sein Gesicht ist Blutverschmiert besser gesagt es ist total zerschnitten. Eine klaffende, auf dem Kopf stehende V förmige Wunde die über die gesamte Wange reicht. Ein richtiges Stück Fleisch das aus dem Gesicht hängt. Und eine Spritzende Schnittverletzung an der Stirn.
Das Blut Spritzt aber nicht einfach gegen das Sofa, sondern gegen einen mittlerweile roten Plüschhasen der am Kopfende liegt. Und ich muss ehrlich sagen der Hase hat mir in diesem Moment den Rest gegeben. Ich bleibe starrend stehen und mein Kopf scheint zu rebooten, für diesen Vorgang nimmt sich mein Hirn einige Sekunden Zeit. Ich konzentriere mich auf die Verletzungen und währen ich die Wunde verbinde denke ich noch “Fuck wo ist die Polizei, die waren doch oben noch hinter uns“
jaaahh das WAREN sie, dummerweise war der Streifenwagen der uns folgte auf dem Weg zu einem anderen Einsatz und unser kam etwas Später zur Einsatzstelle...........

Mann kann sich natürlich darüber streiten ob es richtig ober falsch war ohne Polizei in die Wohnung zu gehen, Stichwort Eigenschutz.
Mir war auch nicht ganz wohl bei der Sache aber letztendlich wohl die richtige Entscheidung.

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