"Zwölf" Kapitel 1 (part2)

in romanprojekt •  7 years ago 

Als Vincent aufwachte saß er aufrecht in seinem Bett und war schweißgebadet.

Es dauerte einige Sekunden bis seine Augen sich an die Dunkelheit gewöhnt hatten und er den Blick durch die spärlich eingerichtete Kammer schweifen ließ, die er sich mit seiner kleiner Schwester teilte

"Der Traum?" ließ sich ihre stimme schwach und schläfrig aus der anderen Ecke des Zimmers vernehmen.

"Ja. Keine Sorge Mina geh wieder schlafen."

antwortete Vincent und sah auf das durchnässte Lacken hinunter, auf welchem er bis eben noch geschlafen hatte.

Es war immer derselbe Traum fast jede Nacht seid dem Tod ihrer Eltern hatte er kaum noch von etwas anderem geträumt. Doch jedes mal, wenn er aufwachte konnte er sich nur noch wage erinnern lediglich die Angst vor dem was ihn verfolgte und das Gefühl zu fallen verschwanden nicht sofort.

Er schlug seine decke genervt zurück. Einschlafen konnte und wollte er nicht und so öffnete er die Tür die von der Kammer auf den kleinen windschiefen Balkon führte von dem aus man die weiten Felder überblicken und in der Ferne die Lichter der Stadt sehen konnte.

Immer wenn er hier draußen saß bekam Vincent einen klaren Kopf. Er kam hier raus um nachzudenken oder auch nur um allein zu sein. Manchmal stellte er sich vor einfach über die Felder durch die Stadt und immer weiter zu gehen ohne sich einmal umzudrehen. Einfach alles hinter sich zu lassen und diesen Ort zu verlassen.

Der Mond stand noch hoch am Himmel doch Vincent fürchtete die Dunkelheit nicht. Vielmehr genoss er die Ruhe und Geborgenheit die sie ihm bot. Er war es seit klein auf gewohnt von seinen Träumen wachgehalten zu werden und es gab eine Zeit kurz nachdem er zur Waise geworden war, in der er tagelang nicht geschlafen hatte aus Angst vor dem was er sehen würde sobald er die Augen schloss.

Er erinnerte sich an nicht mehr viel aus dieser Zeit doch die Angst die er spürte verfolgte ihn fast 10 Jahre später immer noch.

 

Vincent fand die Selbstverständlichkeit, mit der sein Onkel ihn und Mina aufgenommen hatten zwar bewundernswert doch seine verschlossene abweisende Art hatte ihn in Vincents Augen immer ein wenig unheimlich aussehen lassen.

 

Als Ersatz für seine Eltern taugte sein Onkel der regelmäßig mehrere Tage weg war, sodass er und Mina sich praktisch selbst erziehen mussten absolut gar nichts.

 

Während Vincent dasaß und nachdachte tauchten die ersten Sonnenstrahlen den Horizont bereits in ein schönes Rot doch Vincent hatte kein Auge für das hübsche Naturschauspiel.

 

Er war es gewohnt Verantwortung übernehmen in Konfliktsituationen entscheiden und Stärke zeigen zu müssen. Bleierne Müdigkeit sank in seine Knochen als er realisierte das er für mindestens drei stunden auf dem Balkon gesessen haben musste doch er hatte keine Zeit sich auszuruhen.

 

Schnell rannte er zurück ins Zimmer rüttelte seine Kleine Schwester wach, welche sich verschlafen die Augen rieb und lief dann ins Bad um sich die Zähne zu putzen. Hastig aß er zwei Scheiben Toast, zog sich an und machte sich auf den Weg zur Schule.

 

Vincent und Mina schwiegen, als sie den Feldweg entlang in Richtung Stadt liefen. Es gab nicht viel zu sagen wie meistens und Vincent konzentrierte sich auf die aufgehende Sonne am Horizont, auf den Wolkenlosen Himmel des Augustmorgens, der ihn jetzt schon ins schwitzen brachte.

 

Obwohl sie Mindestens 3 Kilometer außerhalb der Stadt wohnten lehnte ihr Onkel es grundsätztlich ab sie zur Schule zu fahren oder auch nur ein Auge aufzumachen. Um diese frühe Zeit am Morgen und da weit und breit kein anderes Haus oder eine Bushaltestelle war mussten die beiden Morgen für Morgen zur schule laufen ganz egal wie heiß oder kalt es war, es regnete oder schneite. Vincent konnte sich an ein Mal erinnern als sie beide noch kleiner gewesen waren und auf dem weg zur schule in einen Schneesturm geraten waren.

Die Flocken waren so dicht und der kalte Wind so beißend das sie sich mehrmals verirrt hatten und er Mina verloren hatte. Die Erinnerung an die Schuldgefühle, die er hatte als er im Schneegestöber nach seiner 8 jährigen Schwester suchte und diese schließlich weinend und verfroren kauern einige Meter abseits des zugeschneiten Weges fand waren so scharf als wäre es erst gestern geschehen.

 

Er erinnerte sich noch genau an die Wut die er auf seinen Onkel hatte weil dieser sich auch an diesem Morgen strikt geweigert hatte die beiden zu fahren als er seine Schwester klatschnass nach Hause brachte.

Er wurde von dem Hupen eines Autos aus seinen Gedanken gerissen, dass so dicht an ihm vorbeirauschte, das er den Luftzug in seinem Gesicht spürte.

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  ·  7 years ago (edited)

Ich hoffe, dass es euch gefällt. Der nächste Teil kommt Freitag.

Ich bin sehr gespannt was sich hinter dem Tod der Eltern und dem Alptraum versteckt und wie sich die Geschichte entwickelt.

Du machst das wirklich klasse, für eine erste Rohfassung ist das schon richtig gut!!!

vielen Dank. Ich konnte die letzten 3 Tage nichts hochladen, da ich im Moment auf Malorca bin und kein Internet hatte. Heute geht es weiter

Ah cool :)

Ja, fängt interessant an. Bin auf die weiteren Teile gespannt!
Alex