Johannes, der Säufer - Ein Schicksal

Johannes, der Säufer

Der Titel des Beitrages soll nicht als absichtliche oder bösartige Verballhornung eines Namens aus der Bibel verstanden werden!!

Ein Name, ein Titel, eine Bezeichnung, welche ich in den letzten Jahren häufiger hörte, nicht einzuordnen vermochte. Nachgefragt habe ich allerdings auch niemals.

Heute Vormittag traf ich zufällig die Mutter jenes besagten Johannes in einem Supermarkt.

Jo servus!

sagte sie

Lang nicht mehr gesehen, gut schaust aus!! Das muss ja schon über 20 Jahre her sein seit wir uns zum letzten Mal gesehen haben.

Im ersten Moment hatte ich keine Ahnung wer die "graue" Lady war. Denn als ich sie zum letzten Male sah war sie - naja - so ungefähr ein halbes Jahrzehnt älter als ich heute bin. Ich habe sie jedenfalls als noch recht knackig "fesche" Endvierzigerin in Erinnerung.

Nach freundlichem Zurückbegrüßen meinerseits, hatte die Dame bereits Tränen in den Augen und ein Taschentuch in der Hand.

Zehn Jahre isser jetzt tot der Hansi!!

Johannes, landläufig gerufen "Hansi", oder auch Hansi-Burli. Jedenfalls von seinen Freunden. Des weiteren gabs da noch die österreichische Variante - Hauns! Ja richtig gelesen im Dialekt wird hier im tiefen Süden ein "U" eingebaut. Noch schrecklicher wird es dann in ländlicheren Regionen, denn dort kann aus dem "s" am Schluss auch ein "z" werden. Da wird aus Hans dann auch mal ein Haunz!!!

Bestürzung meinerseits, denn davon wusste ich nix. Kurzes Beruhigen der "Mama", an der Kasse bezahlen. Dann auf ins Kaffeehaus ums Eck.

Zwischensprung in die Vergangenheit

Den Hansi kannte ich seit Teenagertagen. Hauptsächlich aus dem Autobus, den wir ja alle für den Schulweg brauchten. Soweit ich mich erinnere war er 2-3 Jahre jünger als meine Wenigkeit. Man traf sich eben mehrmals die Woche im Bus, grüßte, quatschte und blödelte.
Einige Male waren wir auch zusammen in der damaligen Grazer "Gruabn" (Grube). Das war damals noch die gefürchtete Heimstätte von Sturm Graz.

Die Jahre zogen ins Land, die Wege trennten sich natürlich, denn er war kein enger Freund, sondern einfach ein Bekannter. Ab und zu sah man sich zufällig irgendwo, und ich kann mich auch an eine wild durchzechte Nacht erinnern welche erst am späteren Vormittag endete.

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Bei zwei Tassen fürchterlich üblem Kaffee erzählte Sie mir die traurige Geschichte zum Tode ihres Sohnes
Einiges davon wusste ich, anderes war mir völlig neu.

Nach der Schulzeit machte Hansi eine Schlosser-Lehre. Mit 21 Jahren heiratete er seine Jugendliebe Susanne. An Susi kann auch ich mich noch von einigen Begegnungen her erinnern. Eine echte Schönheit, auch wenn das Blond aus der Tube stammte.
Bis Ende der 90er waren dann auch zwei Kinder geboren. Anfang der 2000er kam dann die Scheidung und der "Krieg". Sie hatte einen neuen Kerl mit tieferer Brieftasche, welcher ihr und den Bälgern ein finanziell sorgen-freieres Leben ermöglichen konnte. Das hielt sie natürlich nicht davon ab Hansi bis auf den letzten Cent auszusaugen. Die Üblichen Streitereien wie z.B. ums Besuchsrecht der Kinder, Alimente und eben die verlorene "Liebe des Lebens brachen ihm in den folgenden Jahren sozusagen das Genick.

Er suchte das Heil am Boden von Gläsern und Flasche.
Verlor durch den Alkohol bald seinen Job.
Zerlegte seinen Wagen im Suff

In den folgenden Jahren wurde auch sein Umgang immer schlechter, drehte sogar einige "Dinger", bis sich dann seine Leber zu Wort meldete und langsam ihren Dienst quittierte.

So starb Hans alleine in seiner versifften Wohnung vor genau 10 Jahren an Leberversagen.