There is no better place to learn how to become a Social Entrepreneur

in socialentrepreneur •  7 years ago 

Am Montag, 29. Januar 2018, erlebte ich eine wunderbare Lernwelt. Kanthari - das ist eine Chilisorte, die in fünf verschiedenen Farben vorkommt. Obwohl die Schoten sehr klein sind, üben sie eine grosse Wirkung auf die Schleimhäute aus. So will sich das Institut "kanthari" von Sabriye Tenberken und Paul Kronenberg im indischen Kerala verstanden wissen (beide haben im deutschen Wikipedia einen Eintrag, siehe dort!). Sie arbeiten während acht Monaten intensiv mit Personen aus aller Welt, um diese zu "Social Change Makers" zu machen. Viele von ihnen haben einen schweren Schicksalsschlag erlitten und sind daraus so gestärkt hervorgegangen, dass sie bereit sind, mit eigenen Projekten gegen das Unrecht anzukämpfen.

Da ist z.B. die Nigerianerin, der erzählt wurde, dass sie keine häusliche Gewalt erfahren werde, wenn sie gut ausgebildet und finanziell unabhängig sei. Also studierte sie und bekam einen gut bezahlten Job, und dann heiratete sie einen "guten" Mann. Dieser schlug sie dann aber dennoch krankenhausreif.
Er behandelte sie wie Dreck und machte ihr das Leben zur Hölle. Nachdem er sie liegen gelassen hat, musste sie sich und ihr Kind selber durchbringen. Weder vom Staat noch von einer karitativen Organisation konnte sie Hilfe erwarten. Sie kam sich schliesslich tatsächlich wie Dreck vor, und das war die Lösung ihrer Probleme: Aus Abfall fertigte sie Gebrauchsgegenstände und Kunst, wie das Bild unten. Es besteht aus unzähligen kleinen Streifchen von weggeworfenen Textilien.

Ein anderer Teilnehmer aus Uganda wurde von den Rebellen entführt, um als Kindersoldat eingesetzt zu werden. Um das Töten zu erlernen sollte er mit einer Machete eine behinderte Frau enthaupten. Als er sich weigerte, erklärte man ihm, einem Teenager, dass dies sein Todesurteil bedeute. Er konnte fliehen. Er kam zu kanthari und leitet heute in Uganda eine Sonderschule.
Viele Teilnehmer wurden früher stark diskriminiert. Immer wieder gibt es Teilnehmer, die in fanatisch und fundamentalisch begründeten Kriegen Schreckliches erlebten.

Sabriye selber erblindete langsam. Das begann, als sie 9 Jahre alt war. Zuerst haderte sie wohl mit ihrem Schicksal. Heute empfindet sie es als Glück und Stärke. Sie studierte Philosophie, Soziologie und Tibetologie und entwickelte, zunächst für ihr eigenes Studium eine tibetische Brailleschrift. Ihren Lebenspartner Paul lernte sie auf einer Tibet Reise 1997 kennen. Zusammen haben sie in Tibet die erste Blindenschule "Braille without Borders" gegründet. Sie haben unzählige Preise und Anerkennungen gewonnen. U.a. wurde die enorm dynamische und vielseitige Sabriye für den Friedensnobelpreis nominiert.

Seit 2009, noch parallel zum Tibet Projekt, haben Sabriye und Paul im indischen Kerala das kanthari Institut aufgebaut. Die Blindenschule im Tibet wurde unterdessen von den ehemaligen blinden Schülern der ersten Generation geleitet. Das erwies sich als Glück, denn mittlerweile sind alle ausländischen NGO aus Tibet ausgewiesen, Braille ohne Grenzen gehörte zu den letzten Organisationen.

kanthari bietet jährlich ein achtmonatiges Leadership-Training an. Wer die acht Monate übersteht, kann

  • selbstsicher auftreten und professionelle Vorträge halten,
  • kritisch denken,
  • Probleme selbstständig lösen,
  • Projekte initiieren und durchführen,
  • selbstbestimmt lernen.

Die Teilnehmer kommen mit eigenen Projekten, bzw. der Vorstellung einer besseren Welt, für die sie sich einsetzen möchten. kanthari begleitet sie beim Weiterentwickeln ihrer Projekt, indem sie diese immer wieder hinterfrägt, kritisiert, fordert und verbessern lässt. Das geht enorm an die Subsanz der Teilnehmer, bis hin zu Schlafstörungen und lauten Flüchen, die über den Campus ertönen.

Ein Teil des Kurrikulums ist das Durchleben einer virtuellen Welt, die voller Herausforderungen ist. Es handelt sich dabei zwar um ein Spiel, aber um ein sehr realistisches. Darin geraten sie meist durch Gutgläubigkeit oder Naivität in bedenkliche Situationen, in denen ihnen Verbindung zur Mafia, Spionage, Drogenhandel oder andere illegale Geschäfte, etc. vorgeworfen werden. Und das, nur weil sie virtuelle Verträge nicht gut gelesen haben. Schauspieler, die Polizisten spielen und echte Staatsanwälte ermitteln gegen sie, natürlich alles im Spiel. Doch die Szenen sind so realistisch, dass sie die gleichen Fehler nie mehr machen werden. Am Ende sind sie keine Anfänger mehr. Sie sind gefordert, sich zu verteidigen und sich selber zu helfen.

Anstatt Lehrer oder Dozenten gibt es sogenannte "Catalysts". Oft sind das selbst Aktivisten oder Initiatoren oder Personen, die das Training selber durchlaufen haben. Sabriye und Paul arbeiten auch selber als "Catalysts". Manchmal kommen Referenten, wie z.B. ein Professor für Unternehmensstrategie. Er wollte zunächst IKEA erklären, womit die Teilnehmer aber wenig anfangen konnten. Also fragte er nach den Gewohnheiten der Teilnehmer beim Möbelkauf. "Wie kaufen Sie Möbel? Was nervt Sie bei Kauf von Möbeln? In was für einem Geschäft möchten Sie gerne Möbel kaufen?", fragte er die Teilnehmer. Diese entwickelten dann kollaborativ ihren Traummöbellieferanten, der verblüffend viele Ähnlichkeiten mit IKEA aufwies.

Sabriye und Paul sind der Überzeugung, dass zum erfolgreichen Lernen Selbstvertrauen die wichtigste Voraussetzung ist. Wer voller Selbstzweifel ist, kommt schwerlich auf einen grünen Zweig. So geht es denn immer darum, das Selbstbewusstsein der Teilnehmer zu stärken. Der Weg dazu kann manchmal durch tiefe Täler und Schluchten führen.

Das Institut selber hat alles, was das lernende Herz begehrt. Es gibt eine Bibliothek, Makerspaces, Kantine, Aula und sogar ein Amphitheater für Improvisationstheater. Die Häuser sind nachhaltig aus Backstein und Lehm gebaut. Der Umschwung besteht aus einem nachhaltig gepflegten und angebauten Garten, in welchem die Teilnehmer Nachhaltigkeit üben können. Im angrenzenden See gibt es eine seichte Sandbank, auf der sich vortrefflich diskutieren lässt, indem man so sitzt, dass gerade der Kopf zum Wasser heraus schaut.

kanthari basiert auf Spenden. Die Teilnehmer werden in einem strengen Selektionsverfahren ausgelesen. Das Training wird ihnen jedoch bezahlt. Das Camp beschäftigt 25 Mitarbeiter, die mit lokalen Löhnen vergütet werden. Die "Effektivität" ist toll. Mit so geringen Betriebskosten können jährlich ca. 25 bis 30 Teilnehmer das Training durchlaufen. 70 % der Teilnehmer führen nach dem Verlassen von Kanthari ihr Projekt in ihrer Heimat durch und beeinflussen dabei hunderte von Landsleuten. Die restlichen 30 % finden sofort eine Anstellung in Regierung oder Unternehmen und können dort ihren Einfluss geltend machen.

http://www.kanthari.org/ und https://www.facebook.com/kantharis/

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