In meinem Teaserpost hatte ich ja schon angekündigt, euch etwas mehr über die Tourist Trophy erzählen zu wollen. Über die positive Resonanz auf den ersten Post war ich sehr erfreut. Ich hatte etwas Sorge, dass da gleich eine Diskussion über Lebensmüdigkeit usw. losbricht, war aber gar nicht so. Danke dafür!
In den folgenden Beiträgen möchte ich euch einen groben Überblick über die Tourist Trophy geben.
Im heutigen Post findet ihr Informationen zur Geschichte des Rennens und zur Strecke, für weitere Infos empfehle ich den Quellen zu folgen. Ich kann hier natürlich nur einen sehr groben Einblick vermitteln.
Mit den Fahrern möchte ich mich in einem weiteren Beitrag beschäftigen, in dem auch Möglichkeiten, das Ganze zu verfolgen, angesprochen werden sollen. Nun aber erstmal zur Geschichte des Rennens.
Gechichte der Tourist Trophy auf der Isle of Man
Unter dem Namen Coupe International wurden ab dem Jahr 1902 die ersten Motorradrennen in Europa durchgeführt. Schnell zeichnete sich ab, dass Großbritannien eine führende Rolle im Motorradsport einnehmen würde. Da die britische Regierung Rennen außerhalb von permanenten Rennstrecken in England verbot, brauchte man eine Alternative.
Die Motorradenthusiasten umgingen diese Regelung, indem sie ein Rennen auf der Isle of Man ins Leben riefen, die autonomer Kronbesitz und somit nicht von dieser Gesetzgebung betroffen war.
Das erste Reglement war sehr einfach, aber konsequent gehalten, nicht Hubraum oder Leistung wurden begrenzt, sondern der Spritverbrauch. Die Fahrer mussten mit 3,1 Liter bei Einzylindermaschinen und 3,8 Liter bei Zweizylindermaschinen auf 100 Kilometer auskommen. Außerdem hatten sie einen Werkzeugsatz mitzuführen, der auch des öfteren zum Einsatz kam. Der Einsatz von Pedalen wurde schon im zweiten Jahr verboten.

Quelle: http://www.vintagenorton.com/2011/10/fowler-fiasco-or-not-fowler-tt-norton.html
Das erste Rennen fand dann am 28. Mai 1907 auf der Isle of Man, auf einer 25 km langen Strecke statt. Ab 1911 wurde dann erstmals der komplette Snaefell Mountain Course, mit insgesamt 60,7 Kilometern, befahren. In der Einzylinderklasse gewann Charlie Collier auf Matchless und in der Zweizylinderklasse Rem Fowler auf Norton die erste "richtige" Tourist Trophy.
Während des ersten Weltkriegs wurden die Rennen ausgesetzt und im Jahr 1920 mit einer dritten Klasse fortgesetzt. Ab 1925 war die Strecke dann auch komplett asphaltiert!
Im Jahr 1927 wurden die Trainings noch während des laufenden Verkehrs abgehalten, was leider dazu führte, dass Archie Birkin in einem der Trainingsläufe tödlich verunglückte. Seit dem erinnert die Birkin´s Bend zwischen Kirk Michael und Bishopscourt an diesen Fahrer. Ab 1928 wurden die Trainings nicht mehr bei laufendem Verkehr abgehalten.
Bis zum zweiten Weltkrieg waren Moto Guzzi, Norton, DKW und BMW die dominierenden Marken auf der TT. Stanley Woods war einer der herausragenden Fahrer dieser Anfangszeit.

Quelle: Wikimedia
Er gewann insgesamt 10 mal die TT. Er war der Sohn eines Toffeehändlers und kam durch die Lieferfahrten für seinen Vater mit Motorrädern in Berührung. Später soll er den als Streckenposten arbeitenden Pfadfindern Toffees nach dem Rennen gegeben haben. 1993 verstarb er 90 jährig in Dublin. 1996 brachte die irische Post zu seinen Ehren eine Briefmarke heraus.
Der erste Ausländer, der die 500er TT gewinnen konnte, war Schorsch Meier auf einer BMW. Während des zweiten Weltkrieges fanden keine Rennen statt.
Nach dem zweiten Weltkrieg wurde die TT von 1949 bis 1976 Bestandteil der Motorrad-Straßen-Weltmeisterschaft der FIM. Es wurde in der 125er, 250er und 500er Klasse gefahren.
Zum goldenen Jubiläum im Jahr 1957 fuhr Bob McIntyre als erster Fahrer überhaupt eine Durschnittsgeschwindigkeit von über 100 Meilen. In diesem Jahr durfte Stanley Woods mit seiner 350er Moto Guzzi auch noch einmal über den Snaefell Mountain Course jagen.
Ein Jahr später schaffte es MV Augusta als erster Hersteller in allen Soloklassen zu triumphieren. Und wiederum ein Jahr später nahm Honda erstmals an der TT teil und belegte auf Anhieb den ersten Platz in der Teamwertung.
Im Jahr 1972 begann sich abzuzeichnen, dass die TT für die Motorrad WM zu gefährlich wurde. Nachdem Gilberto Parlotti im 125er Rennen, in Führung liegend, tödlich verunglückte, beschloss Giacomo Agostini den Snaefell Mountain Course nie wieder zu befahren. Diesem Boykott schlossen sich in den kommenden Jahren weitere führende Fahrer an, so dass im Jahr 1976 eigentlich nur noch Privatfahrer bei der TT fuhren.
Somit nahm die FIM am Ende dieser Saison das Rennen aus dem Veranstaltungskalender der Straßen-WM.
Im Jahr 1977 entstand dann die Formula TT die in drei Klassen ausgetragen wurde und bis 1989 bestand hatte. Danach wurde sie von der Superbike WM abgelöst.
Der Snaefell Mountain Course
Benannt ist die 60,7 km lange Strecke nach dem Snaefell, dem, mit 621 Metern, höchsten Berg der Insel. Sie gilt als älteste noch befahrene Motorradstrecke der Welt. Gefahren wird hier die Tourist Trophy und der Manx Grand Prix.
Was ich als Historiker durchaus spannend fand:
Gesetzliche Grundlage für das Rennen auf öffentlichen Straßen ist das Tynwald Gesetz, dieses gilt als ältestes durchgehend tagendes Parlament, immerhin seit 979 und wird im Alter nur noch durch das isländische Althing übertroffen, welches aber nicht durchgängig tagte.

Quelle: Christof Berger auf Wikimedia
Der Start ist in Douglas, der Hauptstadt der Isle of Man. Von dort geht es über die Ballacraine Corner und Kirk Michael in den Norden der Insel. Die schnellste Stelle des Kurses ist die Sulby Straight, auf der Geschwindigkeiten oberhalb von 320 km/h erreicht werden. In Ramsey, genauer in der Ramsey Harpin, dreht der Kurs dann wieder Richtung Süden, um über Creg-ny-Baa und Cronky-ny-Mona in Douglas anzukommen.

Quelle: Joe MiGo auf Wikimedia
Viele der Passagen oder Kurven sind nach herausragenden oder aber auch verunglückten Fahrern benannt.
Manche Namen haben aber recht kuriose Grundlagen, so heißt Kate´s Cottage eigentlich Tate´s Cottage, da dies von Reportern aber immer wieder falsch ausgesprochen wurde, hat sich mittlerweile Kate etabliert.
Den aktuellen Streckenrekord hält der irische Rennfahrer Michael Dunlop, der als erster Fahrer die magische 17 Minuten Grenze, mit einer Zeit von 16:53:959 Minuten unterbot. Das entspricht einer Durchschnittsgeschwindigkeit von 216 km/h. Michael Dunlop ist der Sohn von Robert Dunlop, sein Onkel ist der legendäre Joey Dunlop. Warum diese Namen fest mit der TT und dem Motorradstraßenrennsport verbunden sind, werde ich euch im nächsten Beitrag erzählen.
Gefahren wurde der Rekord im Jahr 2016 auf einer BMW S1000RR. In diesem Jahr stellte er auch einen neuen Rekord für die Gesamtzeit der Senior-TT auf, er absolvierte die 6 Runden in einer Zeit von knapp 1 Stunde und 44 Minuten. Wer es im anderen Beitrag noch nicht gesehen hat, hier das Video der Runde:
Den Rundenrekord für Beiwagengespanne halten die Birchall Brüder mit einer Zeit von 19:22,928 Minuten. Ich habe leider kein längeres Video von den verrückten Brüdern gefunden.
Und der im Rahmen einer Promoaktion von Subarru entstandene Rekord für Vierräder, liegt bei 19:15,88 Minuten, aufgestellt von Mark Higgins im Jahr 2014 in einem Subarru Impreza. Ein Video der Aktion gibt es hier:
Das soll es für Heute erstmal gewesen sein, im nächsten Beitrag möchte ich euch einige herausragende Fahrer der Isle of Man vorstellen und euch vor allem verraten, wo ihr das Ganze verfolgen könnt. Ich hoffe, ich schaffe das noch bis Samstag.
Ich freue mich auf eure Kommentare und Anmerkungen und natürlich auf die TT, die am Samstag losgeht.
Quellen:
https://de.wikipedia.org/wiki/Tynwald
https://de.wikipedia.org/wiki/Snaefell_Mountain_Course
https://de.wikipedia.org/wiki/Isle_of_Man_TT
Bildquellen sind direkt angegeben!
Das ist eine tolle Sache über die Isle of Man und die Rennen die dort stattfinden einmal etwas in deutsch zu lesen.
Die Insel und ihre Rennen hat mich schon immer fasziniert, Gesprächsthema unter Motorsport Begeisterten war sie ja auch schon immer seit ich denken kann und das ist schon ein Weilchen (bin ziemlich exakt in der Mitte der Zeitspanne der Existenz der Strecke geboren).
Du hast einen guten Artikel zusammengstellt und ich freue mich schon auf den nächsten, mal sehen was Du da weiter berichtest.
Dankeschön für das Teilen dieses Artikels

mit sonnigen Grüßen aus Andalusien
Don Thomas
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Vielen Dank!
Ist ja bei uns leider eher ein Insiderthema, aber wie du schon sagst, für uns Motorsportfans schon eines der wichtigsten Events im Jahr.
Leicht verregnete Grüße zurück aus Niedersachsen!
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