Das Ende so nah wie die Antworten.

in steemwiki •  6 years ago  (edited)

Festplattenbereinigung



Haben wir uns jemals gefragt oder fragt sich überhaupt jemand, wo würde uns das Leben hinführen, wenn alle Ampeln in Graz oder in Schwerte am Morgen des 17. April den Geist aufgeben? Wie entnähme Frau Müller ihre Feinwäsche aus der neuen Waschmaschine, die zwar nur zu 60 % in ihrem Besitz ist, aber trotzdem all ihren Befehlen Folge leisten muss.
Sperre jemand die Umleitung von Unna nach Gelsenkirchen, ohne vorher Kontakt mit dem Landeshauptmann in Kärnten aufzunehmen? Niemand macht sich Gedanken, keiner achtet auf diese winzig kleinen Details.
Wer will überhaupt in die Zukunft blicken? Selbstverständlich würde jeder gerne wissen, ob ihm am Dienstag vor Ostern noch alle Gliedmaßen und Schwellkörper so gehorchen, wie er es seit seiner unvermeidbarer Geburt gewohnt ist.
Doch ob Frau Müller wirklich immer den richtigen Waschgang eingestellt hat, wer mag dies zu beurteilen?

Ich vernehme schon die lauten Rufe der Ignoranten, die sich wühlend durch jedes Kaufhaus kämpfen und dabei ständig bekunden: „Ist mir doch alles scheißegal.“
Mit dieser Einstellung muss diese Welt, nein, zuerst das Burgenland, dann Georgien, gefolgt von Niedersachsen und Togo zugrunde gehen. Die Togolesen wollen aber nicht ohne die Belgier. Hier insbesondere nicht ohne die Wallonen. Doch die Wallonen steigen lieber auf die Barrikaden, falls überhaupt welche vom letzten Weihnachtsmarkt stehen geblieben sind, brechen alle Telefonverbindungen nach Togo ab und laden die Flamen zu einem Meinungsaustausch in die Donauauen kurz vor Novi Sad ein.
Da man sich aber sprachlich nicht auf die Marschverpflegung einigen kann, reicht es nur für sechs Mettwürste bis Donaueschingen. Dies ändert natürlich überhaupt nichts an dem Vorhaben des Parkwächters an der U-Bahn Station Nottinghill-Gate, diese Welt bei nächster Gelegenheit ganz genüsslich erst zu zerhäckseln und dann fachmännisch zu kompostieren.

Jetzt fragt sich natürlich jeder dem das Nachfragen nicht zu anstrengend erscheint:

Was will uns der Sabbel-Heini mit diesen paar Sätzen überhaupt sagen?

Nichts!

Quelle

Der Ballast hatte sich lediglich in den letzten Tagen in meinem Hinterkopf angesammelt, nachdem mich Felix Austria mit Überraschungen der unangenehmen Art regelrecht zugemüllt hatte. Es handelt sich also mehr oder weniger um eine schlichte Räumungsaktion, wie sie von Zeit zu Zeit jeder Festplatte widerfahren sollte.
Normalerweise halte ich mich ja strikt an die Regel mich nicht in Interna eines Staates einzumischen, mit dem ich in keinster Weise verbandelt bin, bzw. einen offiziellen Auftrag zum Kommentieren habe.
In diesem Fall liegt mir Letztes zwar nicht vor, doch hat sich in der letzten Woche Österreich erneut als guter Gastgeber für kroatische Bürger geoutet, die ich ungestraft als Faschisten bezeichnen darf. Schauplatz des größten europäischen Faschisten-Treffen ist jedes Jahr die Gemeinde Bleiburg im Bundesland Kärnten, in deren Nähe 1945 jugoslawische Partisanen schlimme Massaker an kroatischen Ustascha-Kämpfern und serbischen Tschetniks verübten, von denen die meisten auf der Flucht nach Österreich von der Roten Armee an der Grenze zurückgewiesen wurden.
Da die verantwortlichen Machthaber in Belgrad nach 1945 nie Gedenkveranstaltungen in Slowenien (wo die Erschießungen stattfanden) zugelassen hätte, zogen die Hinterbliebenen oder Überlebenden ein paar Kilometer weiter nach Bleiburg, wo man Jahr für Jahr nicht nur der Opfer gedachte, sondern das alte, faschistische Gedankengut neu zu bündeln begann, um es gezielt zu neuem Leben zu erwecken.

Quelle

All das war nur möglich, da die österreichische Kirche bis zum letzten Jahr immer schützend die Hand über dieses Treiben hielt. Als im letzten Jahr dann offen auch faschistische Parolen und Forderungen in die Predigten eingebaut wurden, fürchteten die Bischöfe sich die Finger zu verbrennen. Genau ab diesem Zeitpunkt hätte die Landesregierung dem Treiben ein Ende setzen können. Obwohl Klagenfurt Gutachten vorlagen, die unzweideutig die Veranstaltung als ein rechtswidriges Faschisten-Treffen deklarierten, setzten sich weder Kärnten noch Wien gegen den Beschluss des Gemeinderates in Bleiburg durch. Schließlich ist mit den zu erwartenden 15.000 bis 25.000 Besuchern gutes Geld zu machen.
Leider ist dieser Vorgang wegen eines Blödmanns auf Ibiza ganz in den Hintergrund gerückt. Na ja, im nächsten Jahr bekommt Felix Austria dann noch einmal die Chance mit dem braunen Pack gemeinsame Sache zu machen.

Jetzt wisst ihr, warum das mit dem Reinemachen unbedingt notwendig war, denn wer weiß, was sich morgen vor meiner Haustür abspielt und mir fehlt der Platz auf der Festplatte.

Hinweise auf lesens- und hörenswerte Beiträge:

Der Wegweiser für alle, die das für sie Wichtige suchen: steemwiki
Wer interessiert am Jazz ist, der findet hier was: #jazzfriday
Soll es was ganz Leckeres für den Magen sein: #w74-rezepte
Kurzgeschichten oder Ausflüge in die deutsche Sprache, dann wird man sicher fündig unter: #ganzwenigtext
Alte Ausgaben des Wochenrückblickes liegen hier: #wochenrueckblick
Mahnende Worte von der Kanzel herab (oder von wo auch immer): #sonntagspredigt
Nicht zu vergessen: BRenNgLAS

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Ich kann mir nich helfen, aber irgendwie passt der Ortsname zum Treffen.

Sehr gut. Mir gefällt bereits der erste Teil deiner Räumaktionen. Ganz nebenbei zeichnest du das Bild einer Welt, die ausnahmslos miteinander verzahnt und vernetzt ist und es schafft, dies vollständig zu ignorieren. Abhängigkeiten? Zusammenhänge? Egal, ich mach mir die Welt, wie sie mir gefällt - und das Statement haben Kirche und Staat bereits auch erreicht bzw. sich zu Nutze gemacht. Business as usual. Lieben Gruß Kadna