Meine persönliche Kriegserklärung an die Schweiz!

in steuer •  6 years ago 

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Okay, liebe Eidgenossen – ihr müsst nur sehr stark sein! Seit rund drei Jahren warte ich schon wiesbegierig auf meine Chance es Euch endlich heimzuzahlen und mich für die Schmach der letzten Jahre zu rächen. Im März wird es nun endlich soweit sein und ich fordere Genuugtung. Meine Anschuldigung wiegen schwer, den die Schweiz hat mir in den letzten Jahren zahlreiche Euros unrechtmäßig gestohlen und einfach einbehalten. Zeit dies endlich aufzuarbeiten! ;)

Bevor ich nun allerdings den Hals zu voll nehme und es mir doch mit den lieben Schweizern verscherze, verkneife ich mir wohl lieber die martialischen Drohungen im weiteren Artikel. Ich habe die Schweizer nämlich eigentlich ganz gern und bin sogar recht zuversichtlich, dass sie mir bei meinem Unterfangen sogar helfen werden und das hoffentlich auch mit der berühmten schweizer Pünktlichkeit. Zumindest haben sie den Ruf, dass sie entsprechend Anträge eigentlich sehr fix bearbeiten und nicht wie andere Länder (z.B. Italien) eine Verschleppung über 10 Jahre durchführen.

Aber was ist nun eigentlich genau mein Problem? Ich bin in Schweizer Unternehmen investiert. In meinem Fall ist die Cash Cow das Unternehmen BB Biotech. Hierbei handelt es sich um eine echte Dividendenperle, die immerhin in den letzten Jahren immer über 5% (teilweise höher) ausgeschüttet hat. Eigentlich läuft eine solche Ausschüttung nicht wesentlich anders ab als eben auch bei uns. Man bekommt seine Dividendenabrechnung und bekommt danach auf dem Verrechnungskonto seiner Depotbank eine entsprechende Gutschrift.

Das die Ausschüttung hier in CHF erfolgt ist dabei weder ärgerlich noch ungewollt. Zum einen erfolgt die Umwandlung in Euro automatisch durch die Bank und ist üblicherweise im Rahmen normaler Divisengeschäfte auch recht günstig. Gleichzeitig ist es eben auch für mich eine kleine Versicherung dafür, dass wenn der Euro mal baden geht, ich einige andere Währungen im Depot habe und der CHF hat eben doch einen nicht ganz schlechten Ruf.

Damit ist aber immer noch nicht klar, was genau ich nun eigentlich von den Schweizern will! Das Problem entsteht dadurch, dass die Schweizer andere Steuersätze haben als wir hier in Deutschland. Während man hier eben 25% Steuer + Soli bezahlt, müssen die Eidgenossen auf ihre Dividende satte 35% an Steuern bezahlen. Mit anderen Worten, wenn ich 100 Dividende erhalte, würde ich in Deutschland ~25% zahlen. Allerdings ziehen mir die Eidgenossen direkt bei der Dividende 35% ab, die gar nicht erst auf meinem Konto landen.

Wie sollen sie es denn auch? Immerhin steht an der Namensaktie auch nicht dran, woher die Person eigentlich kommt. Da dies als Deutscher eigentlich sehr unattraktiv macht in die Schweiz zu investieren und dies auch international bereits aufgefallen ist, gibt es eine Reihe von sogenannten „Doppelbesteuerungsabkommen“. Deutschland hat mit eigentlich allen wichtigen Nationen solche und so eben auch mit der Schweiz.

Dieses besagt im Kern, dass ich als Deutscher in der Schweiz nur 15% Steuern zahlen muss und die restliche 10% Steuer in Deutschland fällig ist. Somit bin ich unterm Strich wieder bei meinen 25%, da ich mir eben die schweizer Steuer anrechnen kann und diese nicht noch oben on top kommt. Damit dies allerdings geschieht, muss man einen Antrag an die Eidgenossen stellen. Und weil so etwas immer ein wenig Verwaltungsaufwand ist, macht man dies üblicherweise nicht mit jeder Ausschüttung, sondern nur alle drei Jahre.

Und wenn nun im März meine Dividende ausgeschüttet wird, ist es endlich soweit und ich kann diesen Antrag stellen. Das genauere Verfahren und meine Erlebnisse damit, werde ich hier festhalten. Im Kern muss man aber ein Formular ausfüllen, die Dividendenberichte anheften, von der Depotbank sogenannte Voucher besorgen und dann das ganze ans deutsche Finanzamt schicken. Diese nehmen Kenntnis von der Aktion und bestätigen, dass ich wirklich hier als Steuerbürger registriert bin. Die fertigen Unterlagen wandern dann an die Eidgenossen, die dann das ganze Bearbeiten.

Üblicherwiese soll dies in ca. 2 Wochen dann bearbeitet worden sein, wobei dies je nach aktueller Aktivität wohl auch mal länger sein kann. Üblicherweise sind die Schweizer aber dabei recht fix und man bekommt in ein paar Monaten dann normalerweise die Rückerstattung auf das Konto.

Lohnt sich das ganze überhaupt? Das hängt eben von der Höhe der Dividende ab. Bei mir kommt dort bei über 3 Jahren doch ein nettes Sümmchen zusammen, so dass Porto und der zeitliche Aufwand absolut gerechtfertigt ist. Ich habe die Hoffnung, dass ich obwohl es das erste Mal ist nicht wesentlich mehr als 30 Minuten dafür brauchen werde und es dann in 3 Jahren auch entsprechend fixer geht (vielleicht ja sogar digital, wer weiß...).

Wenn jemand nur ein paar Euro bekommt bei dem wird sich ein solches Unterfangen wohl eher nicht lohnen und man könnt den Eidgenossen einfach ein paar Euro extra, die sie dann hoffentlich sinnvoll in Kindergärten oder Schulen anlegen.

Der echte Kostentreiber ist übrigens gar nicht der Antrag selbst, sondern eben die Tatsache, dass die Schweizer eben CHF ausschütten und nicht Euro. Während bei der normalen Dividende sehr günstige Umwechselungskurse gibt, langen die Banken bei normalen Geldtransaktionen richtig hin. Bis zu 20€ möchten die Banken meist mindestens sehen und holen sich dann noch einen prozentualen Anteil rein. Modernes Raubrittertum.

Ich tröste mich ein wenig damit, dass ich der Bankberaterin immerhin die Voucher kostenlos abgeschwatzt habe, da es einige Depotbanken (gerade Direktbanken) gibt, die sich auch die Erstellung eben dieser fürstlich entlohnen lassen und somit vielleicht nicht für jeden eine sinnvolle Aktion daraus macht.

Da man leider bei der Überweisung keinen Verwendungszweck, sondern nur ein Konto angeben kann, fällt es eben leider raus es sich an eine P2P-Plattform zu übersenden oder eben eine Kryptobörse, wo man dann vielleicht einen günstigeren Wechselkurs erhält.

Wer eine gute Idee hat für ein günstiges (!) Fremdwährungskonto hat, sollte es unten einmal in den Kommentaren festhalten. Ich bin einfach nicht gewillt für jedes Land irgendwo ein Fremdwährungskonto zu haben und dann Gebühren dafür abzudrücken oder eben irgendwelche Mindesteinlagen.

Also lieber Eidgenossen! Dieses Jahr heißt es den Gürtel fester anzuschnallen. Ich hole mir die 10% Steuer, die ich zuviel gezahlt habe wieder zurück! Der Nordkanton schlägt zurück! Die fetten Jahre sind nun vorbei! Zumindest für die nächsten 3 Jahre und da ihr Euch mit Banken auskennt, werdet ihr in der Zwischenzeit vermutlich sinnvoll mit dem Geld arbeiten ;)

Übrigens gibt es solche Konstellationen das man zuviel Quellsteuer zahlt immer wieder in einigen Ländern. Nicht überall lohnt es sich wirklich oder es gibt eine schreckliche Bürokratie dahinter. Wer aber mal mehr als 25% Steuern irgendwo zahlt. Sollte in jedem Fall einmal genauer hinsehen, was möglich ist

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So. Nun habe ich endlich deine Artikel gelesen und bin wieder aktuell. Hatte nicht so viel Zeit.

Jetzt, da du deine Millionen aus der Schweiz ziehst, sieht es schlecht für uns aus. :D

Dann willkommen zurück :)

Ach nun übertreibe mal nicht. Ein paar Millionen ist für uns gefühlt 1-2 Kaffee mit einem kleinen Keks in der Schweiz ;)