Immer, wenn ich von Zeit zu Zeit so richtig sauer bin …

in w74-rezepte •  6 years ago 

… dann ziehe ich die Schürze an.

Weißkohl im Teigblatt mit Zwiebel-Salsa und Apfel-Chutney



Jeder von uns kennt es doch, das Gefühl sich mal so richtig schön künstlich aufregen zu wollen, weil einem gerade eine riesige Laus über die Leber gewandert ist.
Der Auslöser ist dabei sehr schnell nebensächlich. Wichtig, besser gesagt vordergründig ist die Methode sich wieder abzureagieren. Sehr beliebt dabei, die Familie (samt Uroma) zum Appell antanzen lassen und vollkommen unmotiviert verbal zusammenfalten. Diese Methode kommt bei mir leider nicht infrage, da mir die Uroma abhandengekommen ist (ohne die macht der Anschiss sowieso wenig Spaß) und meine Frau derlei Auftritte von mir eher unterirdisch findet und über die Fähigkeit verfügt, den Spieß ganz schnell umzudrehen. Dies wiederum könnte flugs dazu führen, dass ich mich aus dem Szenario als elender Looser verabschieden darf. Da das keiner (auch nicht ich) braucht, wird der Appell ersatzlos gestrichen.
Den Kater kurz zu malträtieren, was sich als durchaus unterhaltsam herausstellen kann, macht auch wenig Sinn, da der mich, sollte ich nichts Essbares in der Hand halten, sowieso seit Jahren ignoriert. So bleibt mir dann nichts anderes übrig, als den emotionalen Überschuss selbst zu verhackstückeln. Wo und wie funktioniert dies am besten? Na klar, am heimischen Herd!

Gestern war es mal wieder soweit und schon rekrutierte ich aus dem Keller mein erstes Opfer. Ein richtig schöner, reifer Winterkohl. Wie und zu was er sich unter dem Einfluss meiner überschüssigen Energie verwandeln sollte, diesen Plan hatte ich mir bereits zurechtgelegt. Dazu benötigte ich

folgende Zutaten:

  • natürlich den Kohl
  • Zwiebeln
  • Knoblauch
  • geräucherten Bauchspeck (Vegetarier verzichten darauf)
  • frische Petersilie
  • Thymian
  • Kümmel
  • Olivenöl oder Kokosfett
  • Salz, Zucker und Pfeffer
  • ein paar türkische oder asiatische Teigblätter
  • auf das Salsa und Chutney komme ich später zurück

Die Zubereitung:

Zuerst hobele oder schneide ich den Kohl in zirka 1 bis 2 mm dicke Streifen. Nicht zu dünn, da sonst das Gemüse beim Garen zu sehr vermatscht (sagt man das so?). Den Kohl bitte nicht einsalzen, da er dann beginnt seine feste Konsistenz einzubüßen und genau das möchte ich nicht.

Jetzt erwärme ich meinen Bräter (Pfanne), gebe einen kräftigen Schuss Öl, bzw. Fett hinein und schwitze darin die ebenfalls in Scheiben geschnittenen Zwiebeln und den gewürfelten Bauchspeck an. Hier kann eine kräftige Prise Zucker nie schaden, da dank der süßen Zugabe die Zwiebeln wunderbar karamellisieren.
Ein kurzer Hinweis auf die von mir gewählte Pfanne. Es dürfte inzwischen kein Geheimnis mehr sein, dass ich kein Liebhaber beschichteter (außer Emaille) Pfannen bin. Ich bin unerschütterlich der Meinung, dass das Anbraten oder Rösten in einer Eisen oder Edelstahlpfanne ein viel besseres Aroma erzeugt. Außerdem überleben solche Pfannen immer ihre Nutzer.
Während der Speck und die Zwiebeln sich langsam an die Hitze in der Pfanne gewöhnen, reibe ich den Knoblauch mit etwas Salz zu einem feinen Püree und gebe ihn mit den Weißkohlstreifen in die große Pfanne. Jetzt bitte nicht sofort mit dem Umschichten beginnen. Ich lege dem Ganzen erst einen Deckel auf und reduziere die Hitze. So wird verhindert, dass die Zwiebeln am Boden verbrennen und es bildet sich etwas Wasserdampf, der den Kohlstreifen die notwendige Geschmeidigkeit verleiht, damit sie wenig später in der Pfanne “gewendet” (durchgemischt) werden können. Nichts ist nämlich schlimmer, als wenn beim ersten Versuch des Mischens ein Drittel des Pfannen-Inhaltes auf der Herdplatte liegt.
Nachdem Kohl, Zwiebeln und Speck erstmals durchgeschwenkt wurden, bekommen sie Besuch von dem Kümmel, Salz und Pfeffer. Danach gleich wieder den Deckel auflegen und vorsichtig andünsten. Der Kohl darf nicht anbrennen, muss aber unbedingt einen goldbraunen Teint bekommen. Erst dann gibt er sein gewünschtes Aroma preis. Um dieses Aroma noch zu unterstützen (besser hervorzuheben) gönne ich ihm von den Stielen befreite Thymianblätter.
Nach ungefähr 15 Minuten sollte der Kohl soweit gegart sein, dass er nicht mehr zwischen den Zähnen quietscht. Dann nehme ich die Pfanne vom Herd und lasse den Inhalt abkühlen.

Bis das passiert, nehme ich mir die Teigblätter vor, die ich mit etwas zerlassener Butter auf der Seite bestreiche, auf der die Füllung verteilt wird. Ist dies geschehen und die Füllung auf zirka zwei Drittel des Teigblattes gleichmäßig verteilt, bestreue ich das Ganze mit grob gehackten (gerupften) Petersilienblättern. Beim Zusammenrollen bitte immer darauf achten, dass der Rand links und rechts eingeschlagen wird. Dies verhindert ein Austreten der Füllung während des Backvorgangs.
Wer Lust und Laune hat, kann je nach eigenem Gusto die Teigrollen mit Zerlassener Butter, Crème fraîche oder geriebenem Parmesan bestreichen, bzw. bestreuen.
Bei 180° im Backofen dürften nach 20 Minuten die Teigrollen gebacken und gleichzeitig die emotionalen Wallungen abgeklungen sein.

Was sich, nachdem die Kohlrollen ausgebacken sind, neben sie gesellt, bleibt euch überlassen. Rezepte für ein Salsa oder ein würziges Chutney](https://bbqpit.de/rezepte/apfelchutney/) gibt es zuhauf. Es soll ja auch Genießer geben, die den Ketchup oder eine süß-saure Soße bevorzugen.

Hauptsache es schmeckt und der Ärger ist verflogen!

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BRenNgLAS

Bevor ich die Schürze jedoch wieder auf die Seite lege, geht noch der Dank an @altobee, der das folgende Logo gestaltet hat. Da es genau das sichtbar wiedergibt, was in meinem Kopf an Gedanken schwirrt, habe ich es ihm kurzerhand entwendet und lasse es jedoch hier wieder zum Vorschein kommen.
Mein Tipp: Kopieren, nutzen und sich an das Motto halten!

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Jo...

Hallo Christiane,

wer erteilte dir die Erlaubnis eine Kamera in meiner Küche zu installieren?
Außerdem frage ich mich, wer Statler und Waldorf am Abend die Windeln wechselt?
Wenn schon Untermieter, dann hätte ich mich eher auf einem anderen Terrain umgeschaut.
Jedoch musst du zugeben, dass ich alle Aktionen voll im Visier habe.

Falls du es noch aus der Schusslinie schaffst, erreichen dich auch noch liebe Grüße
Wolfram

Hallo Wolfram,

definitiv der Schusslinie entronnen, bin ich mir eigentlich ziemlich sicher, dass du mich ohnehin nicht wirklich treffen wollen würdest.

Nee, das Terrain war schon das richtige. Geleitet von mehreren Gedankenimpulsen, habe ich ganz explizit nach dieser mir aus dem Langzeitgedächtnis ins Bewusstsein geflutschten Szene des dänischen Smørrebrød-Smørrebrød-Kochs, in der der Kopfsalat wie ein Weißkohl daher kommt, gesucht. Obwohl die Sprüche der Balkonesen auch nicht ganz sinnfrei sind, dachte ich primär natürlich an den wütenden Pazifisten in der Küche. Oder an den in der Küchen wütenden Pazifisten?!

Liebe Grüße,
Christiane

Ja, das elend mit den Frauen... so macht Frust abbauen keinen Spaß - Sie ist auch oft bockig weil ich bockig bin. Hurra.

Deine Weißkohl Röllchen sehen lecker aus... und bringen bestimmt gut Humanoiden Treibstoff für die Windkraftanlage. 😂 Ich hab gestern auch leckeren Schmorrkohl auf der Wache gekocht, mit Hackbällchen und Kartoffeln.. Sehr lecker 😀

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genau! Vielen Dank für die Erwähnung - das kleine Grafikteil darf gern um die Welt gehen.

Zuerst bin ich mal beruhigt, dass mir die Handschellen wegen des Datenklaus erspart bleiben.
Das Logo wird zum festen Bestandteil jedes Beitrages. Danke nochmals dafür!

Schmorkohl und Frikadellen - das kommt immer gut! Auch am 2. Tag.

Grüße
Wolfram

Ich dachte jetzt kommt ein Sauerbraten-Rezept ;)

Genau!!!!
Das hätte optimal gepasst.
Wäre ich nicht umgeben von Fleischverwehrern.

Dann wären die wohl sauer ;)

Guten Morgen Wolfram, wenn bei schlechter Laune, so ein tolles Rezept heraus kommt, wünscht sich Deine family sicher, dass Du öfter übel launig bist. Hab einen schönen Tag. Alexa

Alexa,

das wird auch der Grund dafür sein dass sie mich ständig auf die Palme bringen😉

Gruß
Wolfram

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