Der Nichtwähler, das asoziale Schwein?

in wahlen •  7 years ago 

Das Ergebnis der letzten Bundestagswahl steht schon jetzt fest. Ebenso die Ergebnisse der Wahlen davor, danach und in aller Ewigkeit: Der Nichtwähler ist schuld – an was auch immer. „Nichtwähler unterstützen die stärkste Partei! Wer nicht wählt, braucht sich nicht zu beschweren! Wer nicht wählt, tut nichts gegen die schlimmen Zustände!“ So kommentiert Otto Normal reflexhaft die Entscheidung von Menschen, sich nicht am schmutzigen, unmenschlichen und gefährlichen politischen Spiel zu beteiligen. Jedes Mal wenn das passiert, wird deutlich sichtbar, welche hervorragende Arbeit das „Bildungssystem“ und die „Medien“ geleistet haben.

Das Ergebnis der unzähligen Analysen, wer denn diese ominösen Nichtwähler seien, lässt sich meist so zusammenfassen: Nichtwähler sind dumme desinteressierte bildungsferne mittellose ignorante asoziale Schweine. Sie sind an allem schuld. Am Wahlergebnis, das einem nicht in den Kram passt, am Versagen der Politik, am nasskalten Pisswetter und überhaupt an allem. So wie Putin. Der ist auch an allem schuld. Oder Trump. Das sagen die im Fernsehen, das sagen alle, das war schon immer so und deswegen muss es auch wahr sein.

Reicht der Horizont aber weiter als bis zum Pult der Lehrer und Nachrichtensprecher, dann ist das genaue Gegenteil davon wahr: Nichtwähler sind die einzigen, die bei politischen Wahlen nicht unmoralisch handeln. Jede Stimmabgabe bedeutet: „Ich gebe dir Politiker bzw. Partei das Recht, allen anderen in meinem Namen bestimmte Verhaltensregeln gewaltsam aufzuzwingen und ihnen ihr Eigentum und ihre Freiheit wegzunehmen, wenn sie nicht gehorchen. Und zwar unabhängig davon, ob sie sich friedlich verhalten oder nicht.“ Zusammengefasst bedeutet das: „Ich gebe dir das Recht, friedlichen Menschen Gewalt anzudrohen und anzutun.“

Ein Recht, friedlichen Menschen Gewalt anzudrohen oder anzutun, gibt es nicht. Ich habe meinem Nachbarn gegenüber kein solches Recht, du hast es mir gegenüber nicht und niemand sonst auf der Welt hat es. Was es nicht gibt, kann auch nicht weitergegeben werden. Weder durch Wahlen, noch durch Verfassungen und auch nicht durch jeglichen anderen politischen Firlefanz. Wer kein Stück Brot hat, kann auch kein Stück Brot weitergeben. Das Stück Brot lässt sich genauso wenig durch absurde Politik-Voodoo-Rituale wie Wahlen herbeizaubern wie ein Recht, friedlichen Menschen Gewalt anzudrohen und anzutun.

Trotzdem glauben die meisten Menschen, dass ein solches Recht durch diese absurden Rituale entsteht. Es geht bei Wahlen also nicht um ein tatsächliches Recht, unschuldigen Menschen Gewalt anzudrohen oder anzutun – dieses kann es schließlich nicht geben. Es geht stattdessen nur um den Anschein der Rechtmäßigkeit eines solchen Verhaltens anderen gegenüber. Es geht nur um den Glauben, dass niederträchtiges Verhalten rechtmäßig, richtig und gut sei. Und dieser Glaube ist umso größer und stärker, je mehr Menschen durch ihre Aussagen und Handlungen diesen Anschein der Rechtmäßigkeit bestärken. Genauso wie ein U-Bahn-Treter seine natürliche Hemmschwelle, einen Unschuldigen übel zuzurichten, senken wird, wenn ein umstehender Mob brüllt: „Er hat es verdient! Mach das Dreckschwein richtig fertig!“ Die Tat bleibt aber für sich gesehen das, was sie ist: Ein feiger, hinterfotziger Akt gegen die Menschlichkeit. Mit der Wahlteilnahme und dem Aufruf dazu verhält es sich nicht anders. Vollkommen unabhängig von den dahinterliegenden, zumeist wohlmeinenden Absichten.

Wenn man politischem Handeln und dessen Folgen den Anschein der Rechtmäßigkeit nimmt, so bleibt als Ergebnis das übrig, was gemeinhin als Verbrechen bezeichnet wird:

Aus Besteuerung wird räuberische Erpressung. Aus geldpolitisch verursachter Inflation wird Diebstahl. Aus Militärdienst für das Vaterland wird Mord. Aus Polizei wird Schlägertrupp einer Erpresserbande. Aus Festnahme wird Nötigung, Folter und Freiheitsberaubung. Aus Regieren wird organisierte Kriminalität. Aus Schulpflicht wird Kindergefängnis und Indoktrinationsanstalt. Aus Solidaritätszuschlag wird Zwangsabgabe Ost. Aus Subvention wird Erpressung mit anschließender Korruption. Aus öffentlich-rechtlicher Berichterstattung wird erpressungsfinanzierter Psychoterror. Usw.

Verbrechen selbst zu begehen, aktiv zu unterstützen und dazu aufzurufen ist unmoralisch. Egal in welche Begrifflichkeiten diese Verbrechen gekleidet werden, egal welche absurden Voodoo-Rituale dazu benutzt werden, ihnen den Anschein von Rechtmäßigkeit zu geben und egal welche Absicht – etwa die Geringübelwählerei – dahinter auch stecken mag. Wenn es unmoralisch ist, meinen friedlichen Nachbarn oder irgendeinen Passanten, der niemandem etwas getan hat, zu bedrohen, niederzuschlagen, einzusperren und auszurauben, dann ist es auch unmoralisch, genau das gleiche über den Umweg einer Wahlbeteiligung und eines Wahlkreuzes zu tun.

Es geht beim bewussten Nichtwählen also um sehr viel mehr als gemeinhin angenommen. Es geht darum, in den Spiegel sehen zu können und einen anständigen guten Menschen darin zu erkennen.

Was bedeutet es aber, ein anständiger guter Mensch zu sein? Moral ist etwas Individuelles. Ich als Individuum schlage deshalb folgendes vor: Moralisch ist es, anderen Menschen, die friedlich sind und niemandem etwas getan haben, weder direkt noch indirekt Gewalt anzudrohen oder anzutun und auch nicht dazu aufzurufen und anzustiften, sondern stets zu versuchen, auf freiwilliger Basis mit ihnen klarzukommen. Wer anderer Meinung ist, möge zuerst diese Prinzipien entkräften, bevor er sie durch seine Handlungen verletzt.

Bis dahin gilt: Verträge statt Gesetze, freiwillige Vereinbarungen mit gegenseitigen verbindlichen Verpflichtungen statt erpresserische Diktate, Gewalt ausschließlich zur Verteidigung nach Maßgabe der Verhältnismäßigkeit, Augenhöhe statt von oben herab, Handschlag statt Faustschlag.

Wer sich diesen Prinzipien öffnet, macht Politik und Wahlen überflüssig. Er legt die Grundlage für ein friedliches, geordnetes und verantwortungsvolles Zusammenleben. Zuerst in seinem persönlichen Umfeld, dann als Folge davon auf gesellschaftlicher Ebene. Wer diese Prinzipien verweigert, verdient keine Aufmerksamkeit, keine Zustimmung und keine Unterstützung.

Politiker und Parteien sind deswegen so unbeliebt, weil sie diese zutiefst menschlichen Prinzipien ununterbrochen mit Füßen treten. Egal welche Politiker und egal welche Parteien. Wenn sich etwas zum Positiven ändern soll, dann garantiert nicht durch aktive Unterstützung von Verbrechen durch Beteiligung an Wahlen, sondern im allerersten Schritt durch Verweigerung jeder Zustimmung und aktiven Unterstützung und in den Folgeschritten durch Verweigerung jeder Aufmerksamkeit, jeder Kooperation, durch Ignorieren und Isolieren.

Es muss einen Grund dafür geben, warum alle Politiker und alle ihre Handlanger aus „Wissenschaft“ und „Medien“ geschlossen laut aufheulen, wenn sorgfältig begründet zur Nichtwahl aufgerufen wird. Entscheide dich bei der nächsten Wahl bewusst dazu, ein guter anständiger Mensch zu sein. Behalte deine Stimme und deine Selbstbestimmung und vor allem: Zerstöre nicht die Stimmen und die Selbstbestimmung von Menschen, die dir und niemand anderem etwas getan haben. Übernimm Verantwortung für deine Mitmenschen und gehe nicht zur Wahl!

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