Heutzutage sind Computer, Tablets und Smartphones allgegenwärtig und gehören praktisch zum täglichen Leben. Diese Arbeitswerkzeuge sorgen für starke Veränderungen in unserem Verhalten und Alltag. In der Unternehmenswelt läuft kein Prozess mehr ohne IT-Unterstützung.
Genau hier wird eine Verbindung zwischen fachlichen und individuellen Anwendungsmöglichkeiten mit den entsprechenden IT-Lösungen benötigt. Dafür gibt es die Wirtschaftsinformatik. Sie beschäftigt sich mit der Digitalisierung in Wirtschaft, Verwaltung und Gesellschaft. Fachliche und individuelle Anwendungen, welche digitalisiert Ablaufen sollen, brauchen eine Umsetzung und diese wird von der Wirtschaftsinformatik erledigt. Das Ziel der Wirtschaftsinformatik ist grundsätzlich die Vollautomatisierung. Da dies momentan ohne weiteres nicht einfach möglich ist, beschränkt sie sich darauf Prozesse zu digitalisieren.
Der Erfolg einer Innovationseinführung ist einerseits aus Sicht eines Kunden vom Nutzen und Bedienbarkeit und andererseits aus Sicht eines Unternehmens von der Wirtschaftlichkeit und Positionierung zum Wettbewerb abhängig.
Wirkungsbereiche der Wirtschaftsinformatik
Diese Bereiche werden durch die Digitalisierung verändert:
- Gesellschaftliche und individuelle Prozesse
- Kundenprozesse
- Branchen
- Geschäftsmodelle
- Wertschöpfungsprozesse
Gesellschaftliche und individuelle Prozesse
Es ist zu beobachten, dass lang etablierte Geräte wie Fernseher, Kühlschrank usw. durch IT-Komponenten mehr Funktionalitäten erhalten, auch bekannt unter dem Stichwort; embedded systems. Somit werden IT-Geräte zum festen und natürlichen Bestandteil des täglichen Lebens. Dies wird zusätzlich durch die Bedienfreundlichkeit und Zugänglichkeit begünstigt.
Das Web 1.0 hat sich vom Ein-Weg Informationsmedium zum interaktiven Medium Web 2.0 entwickelt. Stichworte wie Mitmachen, Open Innovation, Crowd Sourcing, Co-Creation, Collective Intelligence, stehen für den Austausch von Informationen und Wissen.
Für die Kommunikation stehen soziale Netzwerke und Apps, wie Whatsapp, Instagramm, Snapchat usw. zur Verfügung.
Auch eine Begrifflichkeit, welche mehr und mehr unseren Alltag durchdringt; Sharing Economy. Ressourcen werden mit anderen geteilt ohne das Eigentum zu übergeben. Eine hybride Marktform ist entstanden.
Die grundlegenden Veränderungen von Verhaltensweisen und Regeln wirken von der Gesellschaft heraus auf Unternehmen. Früher waren die Veränderungen nur von den Unternehmen aus auf die Gesellschaft vorhanden. Heute sind beide Wirkungsrichtungen zu beachten.
Kundenprozesse
Wie sehen die einzelnen Kaufphasen aus Sicht eines Kunden aus?
Phase der Zielbildung, Information und Auswahl finden u. a. auch in Foren und sozialen Netzwerken statt. Dadurch erfolgt eine gewisse Beeinflussung des Kunden. Der individuelle Entscheidungsprozess wird durch soziale Wechselbeziehungen zu einem gruppengetriebenen Entscheidungsprozess.
Die Unternehmen haben die Informationshoheit über die kommunizierten Inhalte verloren. Die Herausforderung besteht damit neue geeignete Möglichkeiten der Kommunikation zu finden, wie z. B. Social CRM. Dadurch wird eine Plattform evtl. mit Moderation der Diskussion oder die direkte Positionierung als Ansprech- und Diskussionspartner bereitgestellt.
Die Preisvorstellung bei der Kaufphase wird durch soziale Wechselbeziehungen und verfügbare Informationen zu Konkurrenzangeboten, wie z. B. Vergleichsplattformen beeinflusst. Daher wird umso mehr Kenntnisse der Kunden- und Nutzerprofile und flexible Preisgestaltung benötigt.
Die Kundenerwartungen haben sich zu einer „zero latency“-Mentalität entwickelt, d. h. zwischen Kauf und Verfügbarkeit des Produkts darf keine zeitliche Verzögerung liegen. Amazon z. B. reagiert mit „same day delivery“.
In der Nachkaufphase werden Erfahrungen mit den Leistungen eines Unternehmens ausgetauscht und Beurteilungen abgegeben. Diese Informationen fliessen in die Bedürfnis- und Informationsphase neuer und bestehender Kunden ein. In dieser Nachkaufphase wird die Grundlage für eine Wiederkaufsentscheidung gelegt. Deshalb ist es für Unternehmen sehr wichtig die Nutzerprofile, -erfahrungen und –verbesserungspotenziale zu kennen und bei weiteren Entwicklungen zu berücksichtigen. Bewertungsplattformen, wie z. B. in der Tourismusbranche werden durch Tripadvisor oder HolidayCheck abgedeckt.
Die Nachkaufphase dient somit als Vorphase für den erneuten Start in den Kundenprozess im Sinne des „customer buying cycle“. Erfolgsfaktoren für Unternehmen sind somit die Modellierung der Informationsobjekte rund um den Kundenprozess und das darauf aufbauende Wissensmanagement auf der Grundlage einer gezielten Datensammlung, -analyse und –auswertung.
Wichtig für den Kundenprozess auf Seiten der Unternehmen sind die Erfassung und Verarbeitung der Daten und die Ableitung von entsprechenden Handlungsoptionen.
Die Voraussetzungen dafür für Unternehmen sind das gezielte Zusammenspiel von Fachkonzepten, Analyseprozessen und einer geeigneten IT-Infrastruktur. Die Kombination von betriebswirtschaftlichen und informationstechnischen Grundlagen spielen eine wichtige Rolle.
Branchen
AirBnB und Uber sind informationsbasierte Geschäftsmodelle und haben gewaltige Veränderungen gebracht.
Das Geschäftsmodell von AirBnB und Uber basieren auf:
- Bereitstellung von Informationen: Plattform um Anbieter und Nachfrager zusammenzubringen
- Sharing Economy: Bereitschaft private Ressourcen zur Verfügung zu stellen
Drei Faktoren sind für den Erfolg von AirBnb und Uber entscheidend:
- Disruption: Das Lösen aus etablierten Strukturen einer Branche und aus verankerten, informellen Verhaltensregeln ermöglicht ein flexibleres Leistungsangebot und Wertschöpfungsprozesse und das Aufbrechen von etablierten, monopolartigen Strukturen.
- Disruptionsfaktoren: Entscheidend ist die Flexibilität, gesetzliche Rahmenbedingungen und die Kundenansprache.
- Das Aufbrechen und Umgehen der Branchenmechanismen kann ein Vorteil für Kunden und neue Wettbewerber oder zu mangelnden Sicherheitsstandards und den Verlust von Qualität im Leistungsangebot führen.
Geschäftsmodelle
Die Geschäftsmodelle der Finanzdienstleistungsunternehmen verändern sich zurzeit fundamental. „Finanztechnologie“-Unternehmen („FinTech“), welche Teile des Wertschöpfungsprozesses von Banken und Versicherungen anbieten, sind stark am Entstehen. Früher gab es relativ kohärente Geschäftsmodelle, heute gibt es vermehrt ein Netzwerk aus Anbietern mit einzelnen Leistungen. Blockchain wird ebenfalls die ganze Bankbranche verändern.
Nicht nur in der Finanzbranche, sondern in vielen Bereichen, wie z. B. Bildungs-, aber auch im Gesundheitsbereich sind Entflechtungen festzustellen.
Wertschöpfungsprozesse
Hier ist das Entscheidende, dass der Wertschöpfungsprozess in der Nähe des Kundenprozesses ist. Eine nahe Kundenschnittstelle heisst, dass Kunden direkte Auswirkungen durch den Einsatz von IT-Lösungen spüren.
Dazu gibt es zwei Entwicklungen:
Erste Entwicklung: „Consumerization of IT“, „Bring Your Own Device“ (BYOD), „mobile life“. Unter diesen Begriffen nutzen private Konsumenten ihre elektronische Geräte auch für ihre Arbeitsprozesse. Diese Entwicklung erfordert ein leistungsfähiges technisches Konzept für die Integration in die bestehende Unternehmensarchitektur.
Zweite Entwicklung: Die zweite Entwicklung lässt sich unter dem Begriff „mobile life“ zusammenfassen. Diese Entwicklung entspricht immer mehr unserer mobilen Lebensweise in der Gesellschaft, Arbeit und Freizeit. Wichtig ist auch, dass alle relevanten Informationen zu nahezu jedem Zeitpunkt zur Verfügung stehen müssen. All dies wird durch mobile Endgeräte und Applikationen ermöglicht.
Es ist zunehmend von einer Verbindung von verschiedenen Interaktionsmöglichkeiten im Einzelhandel, anstatt einer Virtualisierung mit Online-Präsenzen und einer Verdrängung von stationären Präsenzen von Unternehmen zu beobachten. Dieses Mehrkanalmanagement, auch bekannt unter „omni channel management“, werden durch fünf Innovationstreiber unterstützt:
- Geo Fencing: Infos zu Produkten und anderen Leistungen von Unternehmen in der Nähe des Kunden „location-based marketing“
- Barcode Scanning: Das Scannen eines Barcodes liefert relevante Informationen zu einem Produkt
- „Apple Store“ Modell: Angestellte können alle Infos eines Geschäfts mit mobilen Geräten abrufen und dadurch ist der Kunde niemals alleine.
- Buy Online – Deliver within Hours: Nach der Bestellung der Ware, direkt in den Händen. Amazon experimentiert mit Drohnen.
- Clienteling: Unternehmen sammeln Infos zu Kunden nicht aus Kaufprozessen, sondern aus sozialen Netzwerken. Dadurch soll eine intensivere Kundenbeziehung entstehen.
Durch diese Entwicklung wird der Kaufprozess radikal verändert. Kritisch für diese Entwicklung ist die IT-Infrastruktur, denn ohne einen durchgängigen Informationsfluss und eine schnelle und stabile Systemarchitektur können die entstehenden Anforderungen nicht umgesetzt werden.
Es gibt bezüglich Wertschöpfungsprozesse weitere Entwicklungen, welche weiter weg sind von der Kundenschnittstelle und in ihren Auswirkungen nur indirekt für die Kunden spürbar sind. Diese umfassen Automatisierungen, Vernetzung von Objekten und Optimierung von Produktionsprozessen.
Der Begriff „Industrie 4.0“ führt einen effizienteren Wertschöpfungsprozess in der industriellen Revolution ein. Klassische Produktionsmittel werden mit der IT verbunden. Dazu gibt es Begriffe wie „smart factory“ oder „cyber-physische Systeme“. Wichtig ist zwischen der Automatisierung und „Industrie 4.0“ klar abzugrenzen. Bei der Automatisierung wird Automatisierungstechnik durch eine höhere Kapitalbindung eingesetzt. Bei der „Industrie 4.0“ werden vorhandene Anlagen miteinander vernetzt, was sogar eine Verzinsung des eingesetzten Kapitals ermöglicht. Jedoch muss auch hier ein Konzept durch Einsatz des Kapitals erfolgen.
Ein Konzept ist das IoT oder auch Internet der Dinge. Hier werden reale, materielle Objekte mit Sensoren und weiteren Infrastrukturkomponenten miteinander verbunden. Die Funktionalitäten der Objekte werden mit den entsprechenden IT-Komponenten miteinander verbunden, um eine Dienstleistung zu erzeugen.
Bücherempfehlungen:
Einführung in die Wirtschaftsinformatik: http://amzn.to/2zBpBW1
Grundzüge der Wirtschaftsinformatik: http://amzn.to/2lgpiL2
Wirtschaftsinformatik: Eine Einführung: http://amzn.to/2BYIFmX
Wirtschaftsinformatik für Dummies: http://amzn.to/2BZhIj8
(Affiliate Links)
Quellen:
https://www.wirtschaftsinformatik.de
https://venturescannerinsights.wordpress.com/tag/fintech-startup-list/