Das Paradoxe am Nichtstun

Ausspannen – über längere Zeit nichts tun. Eine Situation wie diese hat sich nach stressigen Tagen, Wochen oder Monaten schon jeder von uns herbeigesehnt. Die Verlockung nach dem Stress ist groß, einfach auszulassen und die Dinge auf uns zukommen zu lassen. Schließlich hat man es sich nach einer solchen Leistung verdient, an nichts mehr denken zu müssen. Die Vorstellung davon ist großartig – einfach den Tag genießen. Doch die Realität sieht anders aus.

Denn entgegen der häufigen Vorstellung, dass aus dem längeren Nichtstun Entspannung resultiert, folgt stattdessen Trägheit und zunehmender geistiger Abbau. Die Tage werden sehr lange, und da wir meist nicht wissen, was wir mit unserer Zeit anfangen sollen, schauen wir zunehmend auf das Smartphone, den Fernseher, den Computer oder gehen einfach schlafen. Obwohl wir am Ende des Tages nichts geschafft haben, fühlen wir uns trotzdem matt, erschöpft und unglücklich.

Die Folgen von längerem Nichtstun sind nicht etwa harmlos. Durch die geistige Unterforderung des Gehirns über Tage oder Wochen stellt sich dieses auf die Langeweile ein und Trägheit bestimmt die Tage – wir werden antriebs- und motivationslos. Das ständige Checken des Smartphones bzw. der sozialen Netzwerke verstärkt unsere Unzufriedenheit massiv, da diese generell ein sehr idealisiertes Bild unserer Mitmenschen transportieren und wir suggeriert bekommen, was andere in derselben Zeit, als wir im Bett gelegen sind, geleistet haben. Auch unsere sozialen Kontakte verkümmern, da wir, wie vorhin angesprochen, antriebslos werden. Zusätzlich stellt sich der Körper auf den vielen Schlaf ein und wir bekommen nach der Zeit das Gefühl, sehr viel Schlaf zu brauchen bzw. uns andauernd hinlegen zu müssen.

Ich selbst habe zwischen dem (in Österreich verpflichtenden) Zivildienst und dem Studienbeginn nur einige Wochen diese Phasen durchlebt. Da viele meiner Freunde zu dieser Zeit entweder noch in der Schule waren oder bereits den Arbeitsalltag durchlebten, gestaltete es sich schwierig, etwas zu unternehmen. Obwohl es nur einige Wochen waren, erschöpfte mich diese Zeit sehr. Zusätzlich ist der eigene Abbau erschreckend mitanzusehen – und mit jedem Tag wurde meine Unzufriedenheit größer. Glücklicherweise bot mir die Vereinstätigkeit beim Roten Kreuz (als Sanitäter durch den Zivildienst) wenigstens 2-3-mal in der Woche einen kleinen ,,Aufschwung‘‘. Nach dieser Zeit war ich heilfroh, endlich wieder eine Aufgabe zu haben und mir geschworen, dies nie wieder wiederholen zu wollen.

Was ich jedem empfehlen kann, der sich in derselben Situation befindet:
• Engagiert euch in Vereinen jeglicher Art - diese geben euch allein durch neue Bekanntschaften und dem sozialen Miteinander sehr viel zurück; außerdem ist ein gutes Kontaktenetzwerk immer von Vorteil
• Baut euch, wenn möglich, verschiedene Freundeskreise oder Freundesgruppen auf, so dass immer jemand Zeit hat, mit euch etwas zu unternehmen
• Ergreift selbst die Initiative und versucht aus dem Teufelskreis des Nichtstuns auszubrechen und fragt andere, ob sie mit euch Zeit verbringen wollen
• Bildet euch selbst weiter (z.B. durch Lesen oder Seminare) und versucht nur ab und zu während des Tages elektronische Geräte zu verwenden

Diese Tipps haben mir persönlich sehr weitergeholfen und ich wünsche jedem, der sich in dieser schwierigen Situation befindet, diesen Teufelskreis zu durchbrechen und wieder zu neuer Zufriedenheit zu finden.

Stay healthy!