Endlich wieder Doktor

in deutsch •  4 years ago  (edited)

Der Limes zwischen den wirklich cleveren und den weniger gewitzten Klugscheißern verläuft ganz klar zwischen denen, die einen akademischen Titel eines Doktoren führen und allen anderen.

Ein Doktortitel ist der Ritterschlag unter den staatlich zertifizierten Akademikerkarnevalisten, die von Forschung reden und eigentlich nur abartig dummschwätzen bzw. abschreiben bzw. hauptsächlich latinisierte Worthülsen oder gleich ganz offenkundigen Schwachsinn absondern.

Das gilt natürlich nur für die überflüssigen Geschwätzwissenschaften, nicht für die MINT-Fächer, wo man Hirn braucht, um überhaupt das erste Semester zu überstehen.

Zu den Geschwätzwissenschaften zählt selbstverständlich auch und insbesondere Jura, das neben stumpfem Aufwendiglernen und intellektueller Onanie eigentlich nur daraus besteht, den mit Verstand ausgestatteten Menschen zu einem roboterisierten Kettenhund der jeweils herrschenden Ordnung abzurichten, gleichzeitig aber von Verfassung und Rechten zu schwadronieren.

Über Medizin rede ich lieber gar nicht, da ist die Doktorarbeit sowas Ähnliches wie ein Klassenausflug ins Schullandheim. Was wir von Professuren zu halten haben, wissen wir spätestens seit diesem Jahr.

Nichtsdestotrotz gibt es eine Menge Soufflés, die sich ein Leben ohne so einen Titel gar nicht vorstellen können, da offenbar ihr Selbstwertgefühl dem Blick in den Spiegel bzw. in die Tiefe der inneren Leere nicht standhält.

Etwas ganz anderes ist es natürlich beim ehemaligen Verteidigungsminister v. Guttenberg. Dieser Herr wurde des Betrugs bei seiner ersten Doktorarbeit überführt, was wirklich außerordentliches Pech war, da bei dieser Personengruppe praktisch keine einzige Doktorarbeit mehr wert ist als das Papier, auf dem es einmal gedruckt wurde.

Daher hat er jetzt nachgeliefert und diesmal eine Doktorarbeit selbst geschrieben. Jedenfalls ist das der Stand bis heute. Das Leben ohne "Dr." im Pass war einfach zu langweilig.

Was man von so einem Adel noch halten soll, ist allerdings eine offene Frage. Die Insignien des Bürgertums triumphieren auch hier. Was für eine Verschwendung von Lebenszeit und blauem Blut!

O tempora, o mores.

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Tja, da hatten die es früher doch noch gut - da bekam man den Titel gleich in die Wiege gelegt. Und der war sogar etwas wert, und wenns auch nur für eine Karriere als Berufsoffizier langte.
Berufsoffizier will ja heute keiner mehr machen, und ein "von" im Namen reicht auch nicht mehr, selbst für die Armee nicht.

Aber das eigentliche Übel ist ja das Internet. Damit kann heute jeder Trottel bequem von zu Hause aus rausfinden, ob jemand bei seiner Doktorarbeit abgekupfert hat. Früher, zu Zeiten des Papiers, war das schwierig und aufwändig.
Aber was solls. Zum Taxifahren reicht ja auch eine kopierte Doktorarbeit.

  ·  4 years ago (edited)

Schön war die Zeit als Dokorant,
mit Puff in der Uni und Gras in der Lunge.
Wo Lesung´ immer am Abend stattfand ...
Frau Prof dann sagte: komm jetzt mein Junge ...

Natürlich nur frei erfunden.

Mir scheinen die studierten Geisteswissenschaftler von allen am meisten verstrahlt zu sein.

Ist eigentlich der Konsul Weyer noch am Leben?
Die Titel, die der besorgt hat waren immer wasserdicht.

Stimmt, der war großartig und der Traum aller Frauen über 50.
Auf so einen Titel wäre ich auch scharf. Allerdings dann bitte einen diplomatischen und keinen akademischen.
Honorarkonsul vom Kongo oder so würde mir gut stehen.
Man kann in den USA bei den Freikirchen Doktortitel kaufen, soviel man möchte. Kostet ca. 400 Dollar.

Man kann in den USA bei den Freikirchen Doktortitel kaufen, soviel man möchte. Kostet ca. 400 Dollar.

Oh man - ich brauch einThema für einen 800 Dollar Artikel, wenn ich den Curationsteil abziehe. Damit ginge hier auch so Einiges.