LOL. Du möchtest, dass ich ein anarchisches Szenario planwirtschaftlich entwickle. Das ist zu witzig.
Genau das ist doch der springende Punkt. Was aus der Zusammenarbeit von Milliarden, in Konkurrenz zueinander und Kooperation miteinander stehenden Menschen resultiert, ist nicht vorhersagbar. Wer das zentral steuern möchte, wird früher oder später scheitern. Sozialisten, die möglichst viel steuern möchten, scheitern früher, Minimalstaatler, die sich (angeblich) auf "Kernfunktionen" des Staates beschränken wollen, scheitern etwas später.
Ein von einem einzigen Menschen konzipiertes Regierungssystem ist immer kritisierbar und/oder widerlegbar.
Dass es (möglicherweise) noch keine Anarchie gab, ist kein Argument dafür, dass es sie nicht geben kann. Die Frage ist, wie man dahin kommt, dass Macht weitestmöglich verteilt ist. Dass es verschiedene Formen von Minimalstaaten gab (USA, Schweiz, ...), diese sich aber als nicht stabil gezeigt haben, ist hingegen ein Argument gegen Minimalstaaten.
Ein Minimalstaatler, der sagt, dass wir einen kleinen Staat brauchen, um gewisse Problemchen zu lösen, ist wie jemand, der nach dem 8. Bier denkt, in seinem Haus eine Maus gesehen zu haben, sich dann eine Baby-Anaconda kauft und diese im Haus frei lässt um die Maus zu erlegen. "Ich werde mein neues Haustier schon kontrollieren."
Einer Gruppe von Menschen das Gewaltmonopol zu gewähren ist hochriskant. Ein Staat, der Legislative, Judikative, Exekutive (inkl. Polizei, Militär) innehat, hat das Monopol sich beliebig weitere Monopole zu geben. Wer was dagegen hat, wird von Militär/Polizei beseitigt. Deswegen ist es gerade der Minimalstaatler, der einen "neuen Menschen" braucht, nämlich einen, der die ihm gewährte Macht nicht missbraucht. Anders ausgedrückt ist es utopisch, zu denken, dass die Minarchie länger als ein paar Jahre Bestand hat.
Wir reden über die Zukunft und nicht über die Vergangenheit und die technologische Entwicklung verläuft exponentiell. Du sagst pauschal "Anarchie ist ein Hirngespinst, wird es niemals geben." Der Eingriff in die menschliche Evolution ist ein Szenario, das Du nicht ausschliessen kannst und damit ist Deine Aussage nicht haltbar. Du machst zig Annahmen, die Du nicht benennst (oder derer Du Dir nicht bewusst bist) und machst auf dieser Basis eine ultimative Aussage (unseriös?).
Hinsichtlich Nichtaggressionsprinzip: Ich gehe nicht davon aus, dass sich nach und nach alle Menschen (aus Einsicht oder Höflichkeit) zum NAP bekennen und freiwillig auf Gewaltanwendung verzichten. Die Einhaltung des NAP kann z.B. dadurch erreicht werden, dass (durch Technologie) verschiedenste Arten von Waffen so umfassend vorhanden und verteilt sind, dass sich ein (potentieller) Aggressor bewusst wäre, dass seine Aggression seinen Tod zur Folge hätte. Der Selbsterhaltungstrieb wiegt vermutlich schwerer als der Aggressionsdrang. Leute, die ihre Aggressionen ausleben wollen, können dies in einer organisierten Form tun, z.B. in Organisationen wie UFC, bei denen beide Seiten einem Kampf unter bestimmten Regeln zustimmen (oder auch der Regel, dass es im Kampf keine Regeln gibt). Dies ist auch denkbar für bewaffnete Kämpfe oder Kämpfe zwischen Gruppen.
Einerseits haben wir seit dem 2. Weltkrieg die Tendenz, dass Staaten zunehmend zu "big government" werden, was auch von Liberalen oder Minimalstaatlern nicht aufgehalten werden konnte. Andererseits besteht für viele Menschen (v.a. in der westlichen Welt) die Möglichkeit der Auswanderung. Immer mehr Menschen nutzen diese Reisefreiheit, um sich in finanzielle Freiheit und physische Sicherheit zu bringen (s. auch Auswanderung aus Deutschland seit 2015/16...). Da tendenziell die gut Ausgebildeten und Vermögenden das Land verlassen, geht den Regierungen viel Geld verloren ("starve the beast"). Für Anarchisten, gut Ausgebildete, Reiche gibt es zunehmend Möglichkeiten sich dem Staat zu entziehen. Privatstädte oder die Versuche hinsichtlich Seasteading sind hier weitere Ansätze.
Dazu kommt die eklatante Unfähigkeit der Politiker aktuelle Probleme zu lösen (Brexit, Flüchtlingskrise, Euro/EU). In den nächsten Jahren wird sich zeigen, dass die Politik viele Probleme (Energieversorgung, Sicherheit, Jobs, Bildung) nicht lösen kann, über die sie aktuell noch die Hoheit hat. Probleme werden dann vermutlich zunehmend dezentral gelöst, und wie weit das gehen wird, werden wir sehen. Ich behaupte nicht, dass wir in 10 Jahren in einer Anarchie leben werden. Aber es gibt einige Tendenzen, die in Richtung "mehr Freiheit" gehen.
Ich zeige in dieser Diskussion ein paar Möglichkeiten auf, die zu mehr Freiheit / Anarchie führen, mache mich dabei frei von zu vielen Annahmen und mache keine ultimativen Aussagen. Du nimmst eine Extremposition ("Anarchie ist unmöglich") ein, begibst Dich dabei in die Beweispflicht und verpasst Dir selbst eine "geistige Zwangsjacke", indem Du zig Annahmen triffst, die zum Teil für die Zukunft ungültig sind. Das Thema ist zu komplex mit viel zu vielen (teilweise unbekannten) Variablen, um so eine Aussage zu treffen. Damit kannst Du nur verlieren.
Lieber Roy, diese Diskussion hat tatsächlich keinerlei Sinn. Nicht nur, dass Du Strohmänner auffährst, was eine Diskussion bereits beendet, Du wirfst mir meine Schlüsse auf Gegenwart und Vergangenheit vor (die Schlüsse aufgrund von Fakten sind), während Du selbst durch nichts aus Gegenwart und Vergangenheit zu rechtfertigende Aussagen für die Zukunft triffst (die Fantasie sind). Wenn ich Dich auch nur um das Skizzieren einer Umsetzung Deiner Utopie bitte, wischst Du es mit "lol" beiseite und weigerst Dich.
Ich spare mir besser das gleichwertige Eingehen, weil es zu persönlich würde. Es hat keinen Sinn, unsere Freundschaft damit zu trüben, dass wir uns wegen der Auslegung einer Utopie, die zu unseren Lebzeiten nicht eintreten wird, an die Gurgel gehen.
Ich sehe keine Absicht, mich mit Gewalt zu Deiner Utopie zu zwingen und bei Deiner Ideologie sehe ich keine genozidalen Absichten. Also bedroht sie mich nicht. Also muss ich sie nicht bekämpfen und darüber Freundschaften gefährden.
Denn wenn wir das hier weiter führen und ich adäquat auf Deine Ausführungen eingehe, wird das irgendwann dort landen.
Hoffentlich auf bald mal wieder, mein Freund. Pack Deine Frau ein und komme mich schnell mal besuchen. Leider habe ich ab Mitte nächsten Monats kein Gästezimmer mehr.
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