Was bisher geschah: Das kalte Wasser in der Kaverne setzt den Biestjaegern arg zu und nur knapp schaffen sie es bis zum Ufer. Dort wartet auch schon ein neues, unerwartetes Hindernis auf sie.
Ein heftiger Hustenanfall schüttelte Shana und sie erbrach Wasser. Als ihr Atem sich beruhigte sah sie sich um. Es war dunkel hier unten, auf dem See waren jedoch helle Streifen zu erkennen, die das schwache Leuchten der schwebenden Steine zurückwarfen. Neben Shana hustete Grayden und auch die anderen wachten auf. Schwerfällig stemmte sich der Schildmeister hoch und hielt seinen Arm.
»Wie geht es dir?«
»Besser als dir«, antwortete sie und begann seinen Arm zu untersuchen. „Ist tief aufgeschürft. Warte einen Moment.«
Mit diesen Worten holte sie die Salbe raus, mit der sie auch Rabana eingerieben hatte und verteilte sie über der Wunde.
»Mehr brauche ich nicht, kümmere dich lieber um die anderen.«
»In Ordnung.«
Nacheinander untersuchte sie ihre Freunde und versorgte sie so gut es ging. Besorgt tastete Grayden nach der Innentasche. Das Abzeichen war noch da. Lange Zeit später sammelten sie sich und saßen im Kreis beieinander.
»Was jetzt, Schildmeister?«, fragte Magnus.
Grayden warf einen Blick über den See.
»Wir sind dort angekommen wo wir hin wollten. Wenn auch mit der einen oder anderen Blessur. Verdauen wir erst einmal den Absturz, dann gehen wir weiter«, sagte er.
»Ich hab´ Hunger.«,
»Wie kannst du jetzt an Essen denken?«, fragte Shana.
»Einen Zwerg ohne Hunger gibt es nicht, wa?«
»Genau«, sagte Ramloc und kramte aus einer Tasche dünne Streifen Pökelfleisch heraus.
Er kaute das Fleisch, das in der gewachsten Ledertasche trocken geblieben war und sein Magen knurrte laut. Er bot Magnus einen Streifen an, der dankbar zugriff. Auch Rabana biss hungrig in ein dargebotenes Stück. Grayden nahm sein eigenes Fleisch und teilte es mit seiner Geliebten. Während er aß, schaute er zu den schwebenden Steinen herüber, die ein schimmerndes hellgelbes Licht abstrahlten. Sie waren verschieden groß und schwebten in verschiedener Höhe in der Kaverne, dessen Größe Grayden nicht einschätzen konnte.
»Das sind die Energiequellen«, sagte Dimitrion kurzerhand. »Da laufen Rohre und Schläuche an den Wänden hoch. Viele sind mit den größten von ihnen verbunden.«
»Dann hat sich der Sturz gelohnt. Jetzt sind wir hoffentlich befugt genug«, sagte Magnus höhnisch zwischen zwei Bissen.
Shanas Salbe bildete eine dicke Schutzschicht als sie trocknete. Sie vergewisserte sich, das auch nicht die kleinste Narbe übersehen worden war und nickte Grayden zu.
»Trotzdem verspüre ich nicht den geringsten Wunsch so was nochmal zu machen.«
Ihr Nacken schmerzte und sie versuchte ihn mit einigen Übungen zu lockern. Ramloc stand noch immer das Erlebte in den Augen. Er hatte keine Angst vor Wasser die viele Zwerge teilten, die in den Bergen statt wie andere am Meer lebten, doch in einem unterirdischen See von seiner eigenen Rüstung herunter gezogen zu werden, machte ihn nachdenklich. Abwesend kaute er den letzten Bissen.
»Tut mir leid wegen deiner wertvollen Rüstung«, sagte Magnus der den Blick Ramlocs einzuschätzen versuchte.
»Ich leb´ und das ist das wichtigste. Sie war´ne wirklich gute Rüstung aber wertvoller als mein eigenes Leben, war sie bestimmt nicht. Und ich hab ja noch den Beinschutz«, sagte er und klopfte auf seinen Schenkel.
»Du siehst jetzt auch mehr wie ein Zwerg aus ohne das glitzernde Ding. Das zerfetzte Lederwams gibt der das Aussehen eines richtigen Berserkers«, zwinkerte ihm Rabana zu.
»Und wie hab´ ich vorher ausgeseh´n?«
Er wusste das Zwinkern nicht richtig einzuordnen.
»Na, ein bisschen wie ein glänzender Pfau, fand´ ich. Nun bist du ein echter Krieger.«
Magnus grinste unwillkürlich. Ramloc überlegte und sah an sich herab.
Sie hatte recht. Die nassen, herab hängenden, langen Haare und sein noch tropfender Bart, seine gerissenen Sachen die an den Seiten über der Hüfte hingen, dazu der matte grün schimmernde Beinschutz und die alten Lederstiefel liessen ihn als verwahrlosten, wilden und furchtbaren Kämpfer dastehen. Ramloc gefiel sich so und er warf Rabana und Magnus ein zufriedenes Grinsen zu.
»Wir haben eine wichtige Aufgabe zu bezwingen und ihr plappert über dreckige Kleidung als ob euer Leben davon abhinge«, sagte Dimitrion vorwurfsvoll.
Grayden legte seine Hand auf seine Schulter.
»Wir alle trauern um das was geschehen ist aber wir dürfen uns davon nicht verzehren lassen. Der Abgrund in uns darf nicht stärker werden durch das Versinken in Hass und Wut.«
Shana unterstützte ihn.
»Wenn du das zulässt, bleibt nur noch eine leere Hülle übrig und du hast doch noch vor, wohlbehalten nach Graanbergen zurück zu kehren. Glaubst du, Hildrin würde einen so zornigen und dennoch leblosen Dimitrion in ihre Arme schliessen, der immer mehr in sich versinken werden würde?«
Dimitrion nahm eine Handvoll Kies und liess ihn durch die Finger rieseln.
»Das Leben geht weiter«, sagte Rabana.
»Vergiss nich´, das mich die unwichtigen Sachen beinah´ ersoffen und das Leben gekostet hätten«
»Du musst deine innere Stärke wiederfinden«, sagte Magnus.
In Dimitrion brach etwas und die anfängliche Dunkelheit die im Begriff gewesen war ihn zu übermannen, zog sich, geschlagen von neuem Mut und Kraft, ins Nichts zurück. Ein Kiesel fiel noch herab und landete kullerten im trüben Wasser.
»Ihr habt mir neue Zuversicht geschenkt, dafür danke ich euch. Ich bin stolz euch meine Freunde nennen zu dürfen.«
»Na also, geht doch.«
Dimitrion sah ihn an und liess sich von dem Zwergengrinsen anstecken. Die Trauer um den Jungen hatte ihn nicht losgelassen. Er fragte sich, wie es Jillen gehen möge. Angesichts dessen was sie gesehen hatten, befürchtete er das Schlimmste. Der Halbelf fühlte sich hilflos, doch zwang er sich, dieses Gefühl zu unterdrücken.
Grayden klopfte ihm auf die Schulter.
»Wir trocknen unsere Sachen, dann brechen wir auf.«
Hier unten, nahm er an, würde inmitten der leuchtenden Steine ein Feuer nicht weiter auffallen und sie versuchten die Nässe aus ihrer Kleidung aus zu wringen.
Shana fand Moos zwischen einigen normalen Steinbrocken und sie tupften sich damit die Reste des Seewassers ab. Nach drei Stunden Quetschen, Drehen und Ausschlagen waren die weichen Kleidungsteile fast trocken und die metallenen strichen sie ebenfalls mit dem Moos sauber. Nachdem sie das Feuer gelöscht hatten, schritten Ramloc und Dimitrion voraus. Sie zogen in Richtung in der Ramloc zu Folge, die schwarze Pyramide der großen Matriarchin lag. Auf dem Weg huschten weiße Eidechsen zwischen den Steinen davon und sie gingen teilweise auf dem Moos das weitflächig die Felsen überzog und manchmal bis zum See reichte. Ihre Augen hatten sich längst an das schwache Licht gewohnt und sie beschleunigten ihre Schritte.
Das Seeufer war zerklüftet und rau. Oft mussten sie Umwege suchen wenn die zerklüfteten Felsen sie dazu zwangen. Der nasse Stein machte es dazu nicht einfacher und oft rutschten sie darauf aus. Nach einer Weile endete es und machte Platz für einen breiten moosbewachsenen Strand. Es wurde heller als sie sich den darüber schwebenden Steinen näherten. Vorsichtig schlichen sie näher. Wenn dies wirklich die Quelle des Turms war, mussten die Echsen sie bewachen und deshalb achteten die Abenteurer auf der Mooswiese auf jede noch so kleine Bewegung. Weithin gab es jedoch keine Spur von den zweibeinigen Reptilien. Grayden und die anderen blieben dennoch wachsam. Hinter einem der quadratischen Metallkasten die in regelmäßigen Abständen gereiht standen, lugten sie auf die Wiese hinaus. Ausser den summenden Leuchtsteinen war nichts zu sehen, was auf irgendwelches Leben hin deutete.
»Das ist unheimlich«, sagte Rabana.
»Ja, es ist so still«, stimmte ihr Shana zu.
»Wie die Ruhe vor einem Sturm.«
»Die Echsen haben bestimmt einen Hinterhalt gelegt, wa?«
»Und wo könnte der sein?«, fragte Grayden zurück. »Weit und breit gibt es keine Möglichkeit sich zu verstecken.«
»Aber die kennen sich hier besser aus als wir. Das ist immerhin ihr Territorium«, sagte Shana.
»Ich werde uns Klarheit verschaffen«, sagte Dimitrion und schlich sich davon.
Und sie warteten.
Fortsetzung folgt in Ep. 64 -Zurück ins Licht- 4 von 10 ...
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